Aus: Wladimir Megre "Stammbuch / Ahnenbuch"

übersetzt von

Die allerbeste Stelle im Paradies (Anastasias zweiter Spruch)

Es kamen zu einem Grabhügelchen vier Brüder, um das Andenken ihres vor vielen Jahren gestorbenen Vaters zu ehren. Die Brüder wollten erfahren: Befindet sich ihr Vater im Paradies oder in der Hölle. Gleichzeitig wünschten sie sich, dass die Seele des Vaters vor ihnen erschiene und erzählte, wie es sich in der anderen Welt lebt.

Und im wunderbaren Glanz erschien das Bild ihres Vaters. Die Brüder erstaunten, und waren entzückt von der herrlichen Vision, und als sie zu sich kamen, fragten sie: "Sprich, unser Vater, verweilt denn deine Seele in dem Paradies?".

"Ja, meine Söhne," - antwortete Vater,- "im wunderbaren Paradies ergötzt sich meine Seele". "Sprich, unser Vater," - fingen Brüder weiter zu befragen an,- "wo kommen unsere Seelen hin nach dem Tode unserer Leiber?". Jedem der Brüder stellte der Vater seine eigene Frage: "Sagt, meine Söhne, wie schätzt ihr selbst Eure eigenen Erdentaten ein?".

Die Brüder antworteten der Reihe nach dem Vater. Der ältere Sohn sagte: "Ich bin zu einem großen Heerführer geworden, Vater. Hab' das Vaterland vor dem Gegner verteidigt, kein Feindesfuß hat es je betreten. Hab' nie die Armen und Schwachen beleidigt, hab mir Mühe gegeben meine eigenen Krieger zu hüten, ehrte immer Gott und ich hoffe deswegen ins Paradies zu kommen".

Der zweite Sohn antwortete dem Vater: "Ich bin zu einem bekannten Prediger geworden. Hab' den Menschen Güte gepredigt, sie Gott zu ehren gelehrt. Hohe Gipfel erreichte ich unter meinesgleichen und hohe Titel, deswegen hoffe ich in das Paradies zu kommen".

Der dritte Bruder antwortete dem Vater: "Ich bin zu einem bekannten Gelehrten geworden. Eine Menge Vorrichtungen sind von mir erfunden worden, die das menschliche Leben erleichtern. Eine Menge von nützlichen Anlagen für die Menschen sind von mir gebaut worden. Stets an den Bau gehend, preise ich Gott, gedenke und ehre Seinen Namen und deswegen hoffe in das Paradies zu kommen".

Der jüngste Sohn antwortete dem Vater: "Ich, Vater, bebaue einen Garten, pflanze Gemüse. Aus dem herrlichen Garten schicke ich den Brüdern Gemüse und Obst, bin bestrebt keine Gemeinheiten zu begehen, die Gott unerwünscht sind und deswegen hoffe in das Paradies zu kommen".

Der Vater antwortete seinen Söhnen: "Eure Seelen, meine Söhne, werden nach dem leiblichen Tod im Paradiese verweilen". Die Erscheinung des Vaters verschwand.

Die Jahre vergingen, die Brüder verstarben und ihre Seelen trafen sich im Garten Eden, jedoch fehlte unter ihnen die Seele des jüngsten Bruders. Sodann begangen die Brüder nach ihrem Vater zu rufen. Als er vor ihnen in seinem wundervollen Glanz erschien, fragten sie: "Sag uns, unser Vater, warum ist die Seele unseres jüngsten Bruders nicht unter uns im paradiesischen Garten? Hundert Jahre sind nach der irdischen Berechnung vergangen seit wir mit dir an deinem Grabhügelchen gesprochen haben. Auch unser jüngster Bruder sollte zu dieser Zeit nun verstorben sein". "Macht euch keine Sorgen, meine Söhne, auch euer jüngster Bruder befindet sich im paradiesischen Garten, und ist neben euch jetzt deswegen nicht da, weil er in diesem Moment Umgang mit Gott hat."

Weitere hundert Jahre vergingen und wieder trafen sich die Brüder im paradiesischen Garten. Doch wieder fehlte der jüngste Bruder unter ihnen. Die Brüder begannen nach ihrem Vater zu rufen, und als er ihnen erschien, fragten sie: "Es sind weitere hundert Jahre vergangen, doch ist der jüngste Bruder nicht zum Treffen mit uns gekommen und keiner hat ihn im paradiesischen Garten gesehen. Sag, Vater, wo ist unser jüngster Bruder?".

Da antwortete der Vater seinen drei Söhnen: "Mit Gott geht euer jüngster Bruder um, deswegen ist er auch nicht unter euch". Die drei BrÜder begannen ihren Vater zu bitten, er möge ihnen zeigen, wo und wie Gott mit ihrem jüngsten Bruder verkehrt.

"Schaut",- antwortete der Vater den Brüdern:

Und die Brüder sahen auf der Erde einen wunderbaren Garten, welcher durch ihren jüngsten Bruder bebaut wurde, als er am Leben war. In diesem wundervollen Garten erklärte ihr jung gebliebener jüngster Bruder irgendetwas seinem Sohn. Daneben wirtschaftete geschäftig seine schöne Ehefrau. Die Brüder wunderten sich und fragten ihren Vater: "Unser jüngster Bruder ist wie früher in seinem Erdengarten, und nicht im paradiesischen, wie wir. Was für eine Schuld hat er vor Gott? Warum stirbt nicht der Leib unseres jüngsten Bruders? Nach irdischer Berechnung sind mehrere Jahrhunderte vergangen und wir sehen ihn wie früher jung. Ist es so, dass Gott die Ordnung des Alls verändert hat?"

Der Vater antwortete seinen drei Söhnen: "Gott hat nicht die Ordnung des Alls verändert, die ursprünglich in großer Harmonie und begeisterter Liebe geschaffen wurde. Es ist der Leib eures Bruders gestorben, und nicht nur einmal. Jedoch ist derjenige Ort für die Seele im Garten Eden der der allerbeste, der mit den eigenen Händen und der eigenen Seele erschaffen worden ist. Für jeden liebenden Vater und jede liebende Mutter ist immer das Kind das allerschönste, das von ihnen zur Welt gebracht wurde. Der göttlichen Ordnung folgend muss die Seele eures Bruders in den paradiesischen Garten kommen, und wenn dieser Garten auf der Erde ist, dann verkörpert sie sich gleich in einem neuen Körper in dem von ihr geliebten Erdengarten".

"Sag, Vater",- fuhren Brüder fort,- "du hast gesagt, dass unser jüngster Bruder mit Gott Umgang hat, jedoch sehen wir keinen Gott neben ihm, in seinem Garten". Da antwortete der Vater seinen drei Söhnen: "Euer jüngster Bruder, meine Söhne, pflegt Gottes Werke,- Bäume und Pflanzen - es sind ja materialisierte Gedanken des Schöpfers. Mit Liebe und Besinnung berührt er sie und so verkehrt euer jüngster Bruder mit Gott."

"Sprich, unser Vater, kehren wir irgendwann zurück auf die Erde in der leiblichen Gestalt?"- fragten die Söhne den Vater und hörten die Antwort: "Eure Seelen, meine Söhne, befinden sich jetzt im paradiesischen Garten. Die Erdengestalt bekommen sie nur in dem Fall, wenn jemand für eure Seelen den Garten auf der Erde, dem Garten Eden ähnlich, erschafft". Da riefen die Brüder aus: "Für eine fremde Seele schafft man liebevoll keine Gärten. Wenn wir uns selbst inkarnieren, legen wir auf der Erde den Garten Eden an." Doch der Vater antwortete den Söhnen: "Solch eine Möglichkeit hat man euch schon gewährt, meine Söhne".

Nachdem der Vater geantwortet hatte, begann er sich langsam zu entfernen. Doch wieder riefen die drei Brüder und fragten den Vater: "Unser lieber Vater, zeig uns deine Stelle im paradiesischen Garten und warum entfernst du dich von uns?" Der Vater hielt an und antwortete seinen drei Söhnen: "Seht! Da neben eurem jüngsten Bruder blüht in seinem Garten ein weitverzweigter Apfelbaum. Unter dem Apfelbaum steht ein kleines Wiegelein, in den sich ein schönes Leibchen bewegt. Es bewegt schon sein Händchen, das Kleinkind wacht auf. Darin lebt meine Seele. Denn ich hatte begonnen diesen herrlichen Garten zu errichten..."

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