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Gezeiten – Ebbe und Flut

Die Gezeiten oder Tiden Ebbe und Flut sind unmittelbar von der Schwerkraft des Monds auf das Wasser in den Ozeanen abhängig. Dabei spielt die Stellung des Monds in Bezug zum Horizont des Beobachtungsorts eine wichtige Rolle. Steht er über oder unter dem Horizont so zieht er das Wasser an diesem Ort an und es gibt eine Flut, während ein Stand an der Horizont-Achse zur Ebbe führt. Durch den zweimaligen Durchgang des Monds pro Tag durch Zenit und Nadir ergeben sich so zwei maximale Flutzeiten und zwei maximale Ebbezeiten pro Tag. Der Gezeitentag dauert dabei allerdings fast 25 Stunden, da der Mond eine Eigenbewegung aufweist und erst nach knapp 25 Stunden wieder an der gleichen Stelle am Himmel steht.

Astrologisch gesehen steht der Mond zu den Flutzeiten in der Regel irgendwo im 4. oder 3. astrologischen Haus des Beobachtungsorts oder im 9. oder 10. Haus, während zu den Ebbezeiten sich der Mond im 1. bzw. 12. oder 6. oder 7. Haus aufhält. Ganz grob gerechnet wäre also der Stand des Monds bei IC und MC gleichbedeutend mit Flut, während der Stand des Monds am AC und DC Ebbe bedeuten würde.

Astrologisch ist zu den Gezeiten erstaunlich wenig überliefert. Es gibt allerdings im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens1 einige Spuren der Überlieferung zu den Gezeiten.

Demnach soll bei einer Zeugung bei Flut eine Knabe gezeugt werden, während die Zeugung bzw. Konzeption bei Ebbe ein Mädchen hervorbringt (3. und 9. Haus der Flut sind männliche und 12. und 6. Haus der Ebbe sind weibliche Häuser). Bei Flut geborene Menschen werden tüchtige Seeleute (Mond steht im dritten oder neunten Haus – Reisen und Fortbewegung). Wer auch noch zu Weihnachten bei Flut geboren wird (Sonne steht Anfang Steinbock), wird Kapitän, wer dagegen bei Ebbe geboren wird, geht durch Schiffbruch zugrunde (12. und 6. Haus – Meerestiefen und Krankheit/Unglück). Es gibt die Überlieferung, dass die Flut die Wehentätigkeit und damit die Geburtseinleitung begünstige, dies insbesondere an der Nordsee, d.h. die Flut bringt die Kinder zur Welt. In Südamerika werden niemals Bäume bei Flut gefällt, da sie sonst die Tendenz hätten, zu stark auszubluten.

Auch werden Ebbe und Flut mit Aspekten der Gesundheit verbunden. Mancherorts gilt Ebbe als gesundheitsfördernd, anderenorts ist es eher die Flut. Bei Ebbe ist es gesund, Bäder zu nehmen und Wunden zu waschen (Mond steht im 12. oder 6. Haus – Reinigung und Wundversorgung erscheinen plausibel). In manchen Orten sterben die Menschen nur bei Flut, anderenorts nur bei der Ebbe.

Die Gezeiten können also sinnvoll in ihrer Deutung hauptsächlich durch Bezug auf die angrenzenden Häuser von MC/IC bei Flut und AC/DC bei Ebbe bestimmt werden. Die Flut hat deutlich stärkere Yang-Anteile, die Ebbe eher Yin-Anteile. Die Flut ist günstig für Reisen, Fortbewegung, Kommunikation, Expansion und Unternehmungen. Die Ebbe kann medizinische Behandlungen und Reinigungen unterstützen. Auch Innenschau, Reflektion, Anpassungsvorgänge und ordnende bzw. heilerische Tätigkeiten werden unterstützt. Bei der Ebbe ist es gut, bei sich zu bleiben und nicht nach außen zu gehen, umgekehrt ist es bei der Flut, hier sollte man nach außen drängen und in Kontakt treten.

Auch der Zeitpunkt der Abfahrt eines Schiffes wäre so astrologisch gesehen bei Flut günstiger als bei Ebbe, da der Mond dann im dritten bzw. neunten Haus steht, welche Reisen und weite Reisen begünstigen würden. Die beiden Ebbe-Häuser Haus 12 und Haus 6 sind in der Astrologie eher auch als Gefahrenhäuser bekannt, in denen man keine neuen Unternehmungen beginnen und auch sicher nicht mit einem Schiff in See stechen sollte (Schiffbruch).

Diese Vorgehensweise entspricht durchaus aber auch den nautischen Gegebenheiten, die ein Ablegen bei Flut, wenn der Hafen geflutet ist, eher begünstigen als bei Ebbe, wo sich das Ablegen des Schiffes unter Umständen schwierig gestalten könnte.

Helgoländische Fischer behaupten über die Mondeinflüsse:

Bei Flut stirbt niemand an der See,

bei Ebbe wird an der See kein Kind geboren

und bei Ebbe kocht an der See die Milch nicht über.“2

1Eduard Hoffmann-Krayer, Hans Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bände 1–10. Nachdruck der Ausgabe de Gruyter, Berlin/Leipzig 1941. De Gruyter, Berlin/New York 1987, ISBN 978-3-11-011194-1

2Erich von Beckerath: Über die Einwirkungen des Mondes und sein Zusammenhang mit der Menstruation, Zeitschrift Sterne und Mensch, Heft 12, 6. Jahrgang, Februar 1931, S.187



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