Tarot – ein Bilderschlüssel für das hebräische Alphabet


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Die 22 hebräischen Buchstaben und die 22 Trümpfe der großen Arkana des Tarot

Ist es Zufall, dass das hebräische Alphabet genauso viele Buchstaben aufweist, wie das Tarot Karten der großen Arkana hat? Mark Filipas hat dieses Gebiet sehr ausführlich erforscht und gibt auf seiner Webseite1 eine Einführung über die Hintergründe der Entstehung des Tarot und hier speziell der großen Arkana mit seinen 22 Haupttrümpfen. Er beweist, dass die frühen Tarotkarten als auch die dargestellten Personen und Gegenstände auf diesen Karten in einem ganz unmittelbaren Zusammenhang mit einem hebräischen Buchstaben stehen. Auch die Reihenfolge der Tarot-Karten ist nicht zufällig, denn sie korrespondiert genau mit der Reihenfolge der Buchstaben des hebräischen Alphabets: Die erste Karte des Magiers entspricht demnach genau dem ersten Buchstaben des hebräischen Alphabet Alef א, die zweite Karte der Hohepriesterin entspricht dem Buchstaben Bet ב, usw. bis zur letzten Karte des Narren, der dem letzten Buchstaben des Alphabets Thav ת entspricht.

Dieser Zusammenhang ist nicht wirklich neu, denn er wurde bereits im 18. Jahrhundert von Court de Gébelin2, und später auf dessen Anregung auch von Levi, Papus, Wirth und zuletzt auch Crowley aufgegriffen. Nicht alle Autoren haben allerdings die Buchstaben in der oben vorgeschlagenen Weise zugeordnet. Gebelin hatte die Tarot-Karte „Die Welt“ zu seiner ersten gemacht und die Zuordnungen der Karten von hinten nach vorne vorgenommen. Levi und Wirth ordneten dagegen die Karten vom Magier mit dem Buchstaben Alef bis zur Karte Gericht mit dem Buchstaben Rejsch. Die Welt wurde sodann dem letzten, zweiundzwanzigsten Buchstaben Thav und der Narr dem vorletzten Buchstaben Schin zugeordnet. Die englische Tarot-Schule nach Crowley und anderen ordnete im 20. Jahrhundert die Tarotkarte „Der Narr“ dem ersten hebräischen Buchstaben Alef zu, um dann die Tarot-Karte Der Magier dem Buchstaben Bet zuzuordnen, etc.


Tarotkarte

Hebräischer Buchstabe

1. Der Magier

1. Alef - א

2. Die Hohepriesterin

2. Bet - ב

3. Die Herrscherin

3. Gimel - ג

4. Der Herrscher

4. Dalet - ד

5. Der Hohepriester/Papst

5. Heh - ה

6. Die Liebenden

6. Waw - ו

7. Der Wagen

7. Sajin - ז

8. Die Gerechtigkeit

8. Chet - ח

9. Der Eremit

9. Tet - ט

10. Das Schicksalsrad

10. Jod - י

11. Die Kraft

11. Kaf - כ

12. Der Gehängte

12. Lamed - ל

13. Der Tod

13. Mem - מ

14. Die Mäßigkeit

14. Nun - נ

15. Der Teufel

15. Szamech - ס

16. Der Turm

16. Ayin - ע

17. Der Stern

17. Peh - פ

18. Der Mond

18. Zadik - צ

19. Die Sonne

19. Qof - ק

20. Das Gericht

20. Rejsch - ר

21. Die Welt

21. Schin - ש

22. Der Narr

22. Thav - ת


Mark Filipas hält sich streng an die heute und damals übliche Reihenfolge der Tarotkarten des Marseiller Tarotkarten-Decks und ordnet sie genau in dieser Reihenfolge den hebräischen Buchstaben in ihrer Reihenfolge des Alphabets zu.

Welche Zuordnung stimmt denn nun hier? Macht eine Zuordnung der Karten zu dem Alphabet überhaupt einen Sinn?

Filipas löst diese Fragen gewissermaßen mit Bravour. Er betrachtet jede Karte in Bezug auf den Namen der Person, die dargestellt wird, auf die Art und Weise, wie diese Person im Bild dargestellt wird und auch in Bezug auf die Gegenstände, die sich auf dem Bild befinden. Er gründet seine Untersuchungen auf ein relativ altes Tarot-Karten-Deck – das Marseiller Tarot-Deck und auf eine intensive Kenntnis des mittelalterlichen Hebräisch. Am Beispiel des Magiers soll dies hier verständlich gemacht werden:

Betrachtet man zunächst einmal unvoreingenommen die dargestellte Figur des Magiers in der Ausführung von Marseille und die Form des Buchstaben Alef, so fällt eine gewisse Formähnlichkeit ins Auge:


     א






Die Person des Magiers mit seinen Armen und Beinen erinnert stark an die Arme und Beine des hebräischen Buchstabens Alef. Verblüffenderweise hören aber die Zusammenhänge zwischen Buchstabe und Karte hier noch lange nicht auf.

Der erste hebräische Buchstabe Alef steht als Anfangsbuchstabe für die Worte Magier, Zauberer (>vgma - Amgusch [>a - Aschaf)3, Münze (hrvgX – Agorah), Adept (dy ]mvX - Uman Jad4), Dolch (]ryrX – Ariran), Messer (lmzX – Ismel), dünne hohle Röhre (bvbX- Abuv), Geldbörse oder Tasche (qnrX – Arnaq), grüner Sproß einer Pflanze (bX – Ev), Flickschuster ([k>X – Uschkaf), Hut (/X - Atz), Kelch
(]gX – Agan), Strähne Garn (hv>X – Aschwah), Mörser (tycX – Aszit), Langbrett (hkvrX – Aruchah), rot (,dX – adom), Erde (hmdX - Adamah)


Genau alle diese Gegenstände oder Objekte bzw. Person sind auf der Karte „Der Magier“ abgebildet und alle diese Gegenstände beginnen in der hebräischen Sprache mit dem Buchstaben Alef. Zufall?

Filipas führt ausführlich aus, dass hier kein Zufall waltet, sondern diese Koinzidenz offensichtlich gewollt war. Denn auch bei den anderen Karten finden wir stets dasselbe Muster, dass die dargestellte Person teils dem Buchstaben des Alphabets recht ähnlich sieht (z.B. bei dem Kaiser, dem Eremiten, dem Schicksalsrad, dem Löwen, dem Gehängten, der Mäßigung, dem Teufel, dem Turm, der Welt oder dem Narren) oder wiederum die abgebildeten Gegenstände mit dem jeweiligen hebräischen Buchstaben beginnen.

Es wäre naheliegend zu vermuten, dass das Wort Tarot eigentlich von dem Wort Torah kommt und nur ein Anagramm desselben darstellt. Es wäre denkbar, dass die Tarot-Karten ursprünglich Torah-Karten waren, die unter Umständen nur einzig und allein zu dem Zweck erfunden wurden, um das hebräische Alphabet in einer mittelalterlichen Torah-Schule zu erlernen. Wir erkennen ähnliche Alphabet-Karten auch heutzutage für die Erlernung des Alphabets für Kinder: A für Apfel, B für Birne, etc. und die jeweiligen Gegenstände werden als Bild mit dem Buchstaben zusammen auf einer Karte dargestellt. Durch die Erkennung der Gegenstände, der Person und auch noch durch die Figur der dargestellten Person konnte man auf den jeweiligen Buchstaben durch die mit ihm assoziierten Worte schließen – Alef für Aschaf (Magier), Bet für Beth (Gattin, Tempel, Seherin, Ritze, Vagina, Scheide und Schamlippen), Gimel für Gevirah (Herrscherin), etc.

Auch wenn der Ursprung der Tarot-Karten nicht ins alte Ägypten zurückgeht, wie so oft fälschlicherweise von den frühen Autoren über das Tarot gemutmaßt wurde5, so könnte dennoch gerade in dem hebräischen Alphabet und damit eben auch in den Tarot-Karten ein Archetyp verschlüsselt sein, der uns sehr grundlegend und seit den ältesten Zeiten prägt. Denn betrachten wir die Alphabete des Lebens, die Aminosäuren in der Biochemie oder die Chromosomen des menschlichen Erbguts, so fällt auf, dass uns hier ebenfalls 22 Archetypen vorliegen:


Die 22 Aminosäuren

Es gibt in Proteinen (Eiweißen) 20 bzw. 22 verschiedene Aminosäuren, wovon 8 Aminosäuren essentiell und 12 nicht essentiell sind. In letzter Zeit sind zu diesen 20 Aminosäuren noch zwei weitere Aminosäuren hinzugekommen: Selenocystein und Pyrrolysin. Diese weisen in ihrer Codierung durch die DNS/RNS eine Besonderheit auf, da hier durch die Anwesenheit bakterieller Gene Stopcodons der RNS wie UAG zu Pyrrolysin oder UGA zu Selenocystein synthetisiert werden.

Essentielle Aminosäuren sind Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann und somit müssen diese über die Nahrung aufgenommen werden. Nicht essentielle Aminosäuren können auch selbst synthetisiert werden.


Die 22 Chromosomen

Der Mensch verfügt über 22 autosomale6 Chromosomen (Autosome) und 2 Geschlechtschromosomen, die sogenannten Gonosomen oder Heterosomen (X oder Y), so dass das menschliche Erbgut insgesamt 46 Chromosomen aufweist, da die autosomalen Chromosomen jeweils als Paar angelegt sind (2 x 22 plus 2 Geschlechtschromosomen = 46).


Das lässt uns ahnen, dass es sich bei der Zahl 22, der Zahl der hebräischen Buchstaben, der Zahl der menschlichen Chromosomen und der Zahl der Aminosäuren in der Biochemie, um einen sehr tiefgründigen Archetyp mit sehr wichtiger Bedeutung handeln muss

Dieses Buch ist aus dem Grunde entstanden, um diese Archetypen genauestens zu untersuchen und festzustellen, worin diese Archetypen exakt bestehen.

Wie wir sehen werden, lassen sich diese Archetypen untersuchen und beschreiben, wenn man nicht nur die Tarot-Karten, die hebräischen Buchstaben und ihre Bedeutungen zugrunde legt, sondern auch die Bedeutung der Runen, der Sternbilder, der Mondstationen und der Zahlen in ihrer numerologischen Bedeutung. Es entfaltet sich ein faszinierendes Puzzle, dessen Teile perfekt ineinander passen und uns eine Ahnung von dem Alphabet des Lebens geben.


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1http://www.spiritone.com/~mfilipas/Masquerade/Essays/allusion.html

2Antoine Court de Gebelin: Monde primitif analysé et comparé avec le monde moderne , 1773-1782, Vol. 8, in englischer Übersetzung unter http://www.donaldtyson.com/gebelin.html

3Hebräische Worte werden stets von rechts nach links gelesen, so daß der erste Buchstabe rechts im Wort steht.

4Obwohl hier ein Alef als erster Buchstabe steht, kann damit auch ein anderer Vokal ausgedrückt werden wie z.B. ein u, ein o oder ein i.

5Graf: Die Magier des Tarot, S.116: Die Mär vom verstoßenen Volk als Hüter des Geheimnisses

6Als Autosomen werden in der Genetik die Teilmenge der Chromosomen bezeichnet, die nicht zu den Gonosomen, den Geschlechtschromosomen gehören. Die Gonosomen und die Autosomen machen die Gesamtmenge des menschlichen Erbgutes aus, welche unter dem Begriff Genom zusammengefasst werden.