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Arznei des Monats

- erstellt von Maria Steinbeck, Eschenbach (vgl. Literaturliste unten)

 

 

Phosphorus


 


Phosphor als Ursubstanz ist ein nichtmetallisches Element, das sehr aufnahme- und reaktionsfähig, sowie leicht entflammbar ist. Die Entdeckung dieses Elementes wird dem Hamburger Alchemisten Hennig Brandt zugeschrieben, der im Jahre 1669 eingedampften Harn unter Luftabschluß stark erhitzte.

Die Eigenschaft des gelben Phosphors, im Dunkeln zu leuchten, brachte ihm seinen griechischen Namen „Phosphoros", dh. Lichtträger, ein. Im Meer kann man manchmal des Nachts ein Leuchten der Schaumkronen beobachten, das durch phosphorhaltige Algen hervorgerufen wird. Phosphor ist die einzige nichtradioaktive Substanz, die in der Lage ist, selbst Licht zu produzieren.

Weißer oder gelber Phosphor entzündet sich bereits an der Luft; er ist stark giftig, im Gegensatz zum roten und besonders zum schwarzen Phosphor. Letzterer entsteht durch Erhitzen auf über 200° unter hohem Druck. Für die homöopathische Arzneibereitung ist dieser aufgrund seiner mangelnden Reaktionsfähigkeit und Ungiftigkeit wertlos; der gelbe Phosphor dagegen hat einen bedeutenden Platz in der homöopathischen Arzneimittellehre.

Im lebenden Organismus ist der Phosphor von großer Bedeutung, vor allem beim Energiestoffwechsel, sowie als Bestandteil des Blutes, der Nerven- und Gehirnsubstanz, sowie der Knochen und Muskeln. Phosphorhaltige Lebensmittel sind Eidotter, Milch und Getreide. Viele Pilze, Meeres-Mikroorganismen, Quallen und Krebstiere können mit Hilfe von Phosphor Bioluminiszenz erzeugen; in unserer Gegend ist das Glühwürmchen (Leuchtkäfer) ein bekanntes Beispiel.

Leitsymptome

Die Phosphor-Persönlichkeit

Wie Phosphor sehr aufnahme- und reaktionsfähig, sowie leicht entflammbar ist, so ist auch der homöopathische Phosphor-Typ empfänglich für alle Umwelteinflüsse und sehr stark beeinflußbar. Auch er ist leicht zu entzünden, was sich im Körperlichen in Form von Entzündungen zeigt und sich im Emotionalen als Leidenschaft und Enthusiasmus bemerkbar macht. Auch der Phos-Patient nimmt aufgrund seiner Offenheit ("Reaktionsfähigkeit") alle möglichen Einflüsse auf und strahlt das aus, was er empfangen hat. Seine große Durchlässigkeit verhindert eine Abgrenzung nach außen, weshalb sich der Phos-Patient sehr stark mit seiner Umwelt identifiziert. Er reagiert seismographisch auf den kleinsten Reiz und zeigt je nach Qualität der aufgenommenen Schwingungen entsprechend emotionale Schwankungen.

Aufgrund seiner Inspiration eignet er sich für schöpferische und künstlerische Tätigkeiten. Durch seine große Verbundenheit mit der Umwelt fühlt sich der Phos-Patient in Gesellschaft sehr wohl. Er sucht eine gefühlsmäßige Verbindung in der Gesamtheit aller Lebewesen, und seine Liebe umschließt das ganze All. Allerdings braucht er dringend Phasen der Zurückgezogenheit, Regeneration, Ruhe und Einsamkeit, um sich von den vielen auf ihn eindringenden Reizen zu erholen.

Im allgemeinen ist der Phos-Typ herzlich, liebevoll, freundlich, angenehm und sehr mitfühlend. Mit seinen strahlenden Augen wird er auch von jedem Menschen wiedergeliebt. Er hat (Vor-)Ahnungen und Inspirationen und ist manchmal hellsichtig. Der gesunde Phos-Typ besitzt die Unterscheidungsfähigkeit, Stärke und Standhaftigkeit, um die wichtigen und brauchbaren Einflüsse von den gefährlichen und wertlosen zu trennen.

Im Negativen ist es genau umgekehrt. Obwohl auch der kranke Phos-Typ ein angenehmer Mensch ist, der seiner Umwelt liebevoll zugetan ist, fühlt er sich doch hilflos gegenüber den Eindrücken, die auf ihn einstürmen. Nichts geht spurlos an ihm vorbei. Er ist so feinfühlig, daß er auf jede Schwingung reagiert. Er fühlt mit jedem, erlebt dadurch viel Freude, trägt aber gewissermaßen auch alles Leid dieser Welt mit. Da es für ihn schwierig ist, sich abzugrenzen, kann er unbewußt in die Seelen anderer eindringen und förmlich darin lesen. Auf diese Weise nimmt er Dinge wahr, die ihm besser verborgen blieben, vor allem dann, wenn er nicht genügend gefestigt ist.

Die Einflüsse, die er nicht bewußt zuordnen oder verarbeiten kann, bleiben unbewußt in ihm vorhanden, stauen sich an und suchen nach einem Ventil. Sie drängen in Form von Ängsten nach außen. Neben der Angst im Dunkeln, der Furcht vor Krankheit, vor der Zukunft, vor Gewittern und vor dem Tode entsteht eine Überängstlichkeit, die entweder unbegründet ist oder sich konkret gegen alles Mögliche richten kann.

Solange der Patient noch Ängste hat, ist die mentale Ebene noch nicht ernsthaft geschädigt. Erst wenn seine Überängstlichkeit abnimmt, wird das Krankheitsgeschehen auf die geistige Ebene verlagert. Es wird für ihn schwieriger, sich zu konzentrieren, er wird vergeßlich und zerstreut. Er gerät immer mehr in einen Zustand von Traurigkeit und Depression und bringt seiner ehemals so geliebten Umwelt nur noch Gleichgültigkeit entgegen.

Brennen und Hitzegefühl

Phosphor hat ein Gefühl von Brennen in verschiedenen Körperteilen, das fast ebenso ausgeprägt ist wie bei Arsen und Sulfur. Man kann es überall antreffen: im Mund, im Magen, in den Bronchien, der Lunge, im Dünndarm und im After. Besonders charakteristisch ist ein Brennen längs der Wirbelsäule, zwischen den Schulterblättern und an den Händen. Das Brennen der Hände ist für Phosphor so typisch wie das Brennen der Füße für Sulfur. Die Füße sind bei Phosphor meist kalt.

Kälte - Wärme

Im allgemeinen kann der frostige Phosphor-Patient Kälte in keiner Form ertragen. Eine bemerkenswerte Ausnahme davon sind Kopfschmerzen, die durch kalte Anwendungen gebessert werde. Auch Magensymptome werden durch kalte Getränke oder Speiseeis gelindert. Übelkeit und viele Magenschmerzen werden sofort durch kaltes Wasser oder Eis erleichtert und durch alles Warme verschlimmert (deshalb werden sie erbrochen, sobald sie im Magen warm geworden sind).

Brust- und Gliedersymptome werden durch Wärme besser, Magen- und Kopfsymptome durch Kälte!

< oder > durch Essen

Die Modalität < oder > durch Essen benötigt eine Erklärung.

Viele Symptome, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schmerzen im Magen und Durchfall werden durch Essen verstärkt. Eine andere Art von Kopfschmerzen, besonders die von ohnmachtsartiger oder allgemeiner Schwäche begleitet sind, sind beim Fasten oder bei einem leeren Magen schlimmer, bessern sich jedoch, sobald der Patient ein wenig ißt. Wenn er auf das Essen warten muß, wird er ängstlich, zittert und muß sich niederlegen. (Sulfur)

Schwäche und Leeregefühl

Das Gefühl von Schwäche und völliger Leere hat kein anderes Heilmittel so ausgeprägt wie Phosphor. Es kann im Kopf, in der Brust, im Magen, oder besonders typisch, im gesamten Bauchraum auftreten.

Blutungen

Bei Phosphor bluten selbst kleine Wunden ungewöhnlich stark und lange. Wunden, die scheinbar abgeheilt sind, brechen wieder auf und bluten. An sämtlichen Organen und Geweben können Blutungen auftreten. Es kommt leicht zu blauen Flecken, Blutergüssen und punktförmigen Blutungen.

Nasenbluten stellt sich oft am Morgen ein oder nach dem Schneuzen.

Hellrote oder klumpige, schwallartige und häufig aussetzende Metrorrhagien (Zwischenblutungen) treten zwischen den Perioden auf.

Kopf

Die Phos-Kopfschmerzen sind kongestiv und von Klopfen begleitet. Das Blut steigt zu Kopf und erzeugt dort ein starkes Hitzegefühl mit Steifheit der Gesichts- und Kaumuskeln. Dem Schmerz geht oft ein Hungergefühl voraus, und er wird von Erbrechen, Röte des Gesichts und verminderter Harnausscheidung begleitet. Es sind periodische Kopfschmerzen, die durch geistige Arbeit, Lärm, Licht, Wärme und Aufregung ausgelöst werden. Die Hitze und Kongestion scheint aus der Wirbelsäule aufzusteigen. Dies ist für Phos besonders typisch.

Migräneanfälle, die 1-3 Tage dauern, mit einem Leere- und Schwächegefühl im Kopf.

An äußeren Kopfsymptomen finden wir: die Kopfhaut ist mit Schuppen bedeckt; die Haare gehen stellenweise aus; es entstehen Schmerzen, als wären die Haare ausgerissen; die Kopfhaut ist empfindlich und das Kämmen wird nicht ertragen; im Gesicht, Stirn und Kopfhaut entsteht ein Spannungsgefühl.

Augen

Die Augensymptome treten, wie die des Kopfes, des Gesichts und des Geistes, vor allem bei geistiger Arbeit auf. Arbeiten bei Licht bewirkt einen starken Blutzustrom zum Gehirn. Phos ist kein großes Mittel für die Krankheiten des äußeren Auges, aber es nimmt einen der ersten Plätze in der Behandlung des Augapfelinneren ein (Netzhaut, Glaskörper, Sehnerv, Glaukom). Der Kranke hat das Gefühl, als sehe er die Dinge wie durch einen Nebel, schwarze Punkte schwimmen vor den Augen, um eine Lichtquelle erscheint ein grüner Ring, beim Lesen erscheinen die Buchstaben rot, und die Sehkraft ermattet beim Lesen. Die Lider, besonders die Unterlider, sind geschwollen, die Augen wirken eingefallen und sind von blauen Ringen umgeben.

Gehör

Unter den Ohrsymptomen von Phos herrscht Taubheit vor.

Kent schreibt dazu: "Phosphor hat eine besondere Art von Schwerhörigkeit; ihr auffälligstes Merkmal ist, daß der Patient speziell die menschliche Stimme schlecht verstehen kann".

Verdauung

Appetit und Durst zeigen einige sehr typische Hinweise auf Phos. Der Patient ist sehr hungrig. Er muß oft essen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Selbst kurz nach dem Essen verspürt er heftigen Hunger. Nachts steht er auf, um zu essen. Er hat ein ausgesprochenes Verlangen nach kalten Getränken, die er aber bei Erkrankungen des Verdauungstraktes erbricht, sobald sie im Magen warm geworden sind. Bei akuten wie bei chronischen Krankheiten hat Phos starken Durst auf eisgekühlte Getränke. Er liebt saftige, erfrischende Dinge, Süßes, Eis (Schokoladeneis!) und alles, was würzig und salzig schmeckt.

In der Magengrube und im Bauchraum wird ein Gefühl von Leere und Schwäche angegeben. Viele Magensymptome (Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Entzündung der Magenschleimhaut), sind von drückenden, schneidenden und brennenden Magenschmerzen begleitet. Sie können schon dadurch ausgelöst werden, daß der Patient die Hände in heißes Wasser steckt, in ein warmes Zimmer kommt, oder etwas Heißes zu sich nimmt.

Der Durchfall ist reichlich, schmerzlos, wässerig, wie aus einem Hydranten, mit sagoartigen Körnchen. Nach dem Stuhlgang große Schwäche und Brennen im Anus und schmerzhafte Krämpfe im Rektum. Sehr schmerzhafte Hämorrhoiden, die leicht bluten, vorfallen und brennen.

Auch Verstopfung finden wir bei Phos. Es sind schwarze, trockene, lange, dünne Stühle (Hundekot), die mit großer Anstrengung entleert werden.

Bei Greisen wechseln Durchfall und Verstopfung ab.

Atemorgane

Dem Phosphor-Patienten fehlt es an Vitalität, und er erkältet sich ständig. Die Erkrankung kann als Schnupfen beginnen, und wie bei Bryonia, sich schnell nach unten erstrecken. Der Kehlkopf kann zuerst befallen sein mit Heiserkeit und Stimmlosigkeit, schlimmer am Abend. Der Patient fürchtet den Hustenanfall, denn er ist mit schwerer Atmung, Beklemmung, Spasmen und Zusammenschnüren der Brust verbunden. Der Husten ist trocken, scharf, abgehackt, krampfhaft, mit dem Gefühl von stechendem Prickeln "wie wund" und mit Brennen in der Luftröhre und unter dem Brustbein. Beim tiefen Einatmen sticht es in der Brust. Der Auswurf ist selten, oft schwer löslich. Er kann blutig und eitrig sein, meist ist er aber schleimig. Die Hustenanfälle treten abends bis Mitternacht auf und werden durch Sprechen, Lachen, laut Lesen, Kälte und durch Liegen auf der linken Seite schlimmer.

Phosphor kann das Mittel bei einer Lungenentzündung sein, wenn der rechte untere Lungenlappen befallen ist.

Vergleich: Causticum

Causticum hat eine ganz ähnliche Heiserkeit und ein wundes Gefühl in der Brust. Die Symptome sind im Gegensatz zu Phos am Morgen schlimmer. Causticum und Phosphorus dürfen nie zusammen und auch nicht nacheinander gegeben werden. Es würde die Symptome stark verschlimmern!

Vergleich: Sulfur

Das Schwere- und Beklemmungsgefühl auf der Brust bei Lungenerkrankungen, besonders bei Lungenentzündung, mit dem Gefühl, als läge ein Gewicht auf der Brust, ist bei Phos äußerlich. Bei Sulfur wird das Schweregefühl in der Brust angegeben und ist gleichzeitig mit Brennen verbunden.

Harn- und Geschlechtsorgane

Phos hilft bei Nierenentzündung und Nierensteinen, wenn reichlich blutiger Urin entleert wird. Bei Brightscher Krankheit (Nierenentzündung mit Gesichtsödemen) ist Phos angezeigt, wenn allgemeines Schwächegefühl, eiskalte Hände und Füße, Schläfrigkeit, Erbrechen und Lungenkomplikationen vorhanden sind. Es ist nützlich bei Diabetes, wenn der Kranke großen Durst hat, nach Eiswasser verlangt und kalte Speisen und Getränke vorzieht. Er ist abgezehrt, seine Kräfte verfallen nach und nach, und dabei klagt er über einen heißen Kopf und kalte Extremitäten.

Beide Geschlechter neigen zu starker sexueller Erregbarkeit.

Entzündungen der Eierstöcke mit heftigen Schmerzen, die während der Regel zur Innenseite der Oberschenkel ausstrahlen. Die Periode kommt zu früh, die leuchtend rote Blutung ist reichlich und dauert zu lange, oder sie ist blaß und spärlich, aber immer zu früh und zu lang. Vor der Blutung voller Furcht und Angst. Während der Regel können stechende Kopfschmerzen, Herzklopfen, Frösteln, Zahnfleisch- und Wangenschwellung auftreten. Kommt die Regel nicht, so tritt Blutung aus der Nase oder Lunge auf.

Rücken und Glieder

In der Rückenpartie finden wir viele Symptome. Die Wirbelsäule ist berührungsempfindlich. Gleichzeitig besteht Gliederschwäche mit Zittern in den Beinen. Die Koordination der Bewegung ist mangelhaft. Wenn sich der Kranke vom Sitz erhebt, ist er steif. Brennen und Hitze läuft über die Wirbelsäule den Rücken hinauf. Besonders stark wird dieses Gefühl zwischen den Schulterblättern empfunden.

Brennende Hände sind für Phos so typisch, wie für Sulf das Brennen der Fußsohlen. Dieses Symptom trifft man sowohl bei den akuten wie bei chronischen Krankheiten an. Der Patient will die Hände nicht bedeckt haben. Die Hitzewellen von Phos beginnen an den Händen und laufen bis zum Gesicht. Es kommt auch morgens beim Erwachen vor, daß sich die Finger taub, wie abgestorben, anfühlen.

Fieber

Der Phos-Patient hat während des Fiebers keinen Durst, dafür aber Heißhunger. Hitze und Frost wechseln ab. An den Extremitäten, Kopf, Händen und Füßen tritt gegen Morgen reichlich Schweiß auf (riecht nach Schwefel). Hektisches Fieber mit kleinem, schnellem Puls.

Allabendliche Frostschauer mit Hitze und Blutfülle der Wangen bei eiskalten Extremitäten.

Schlaf

In der Regel schläft Phos gut und ist bereits nach einem kurzen Schlaf erfrischt. Erst der kranke Phosphorpatient - im Spätstadium - leidet er an unruhigem Schlaf. Er bleibt wach, weil er an seine Geschäfte denkt und sich übertriebene Sorgen um etwas macht.

Weitere Phosphor-Schlafsymptome: stürmische oder laszive Träume, es kommt sogar zum Schlafwandeln; Kinder kommen zu den Eltern ins Bett; liegt er auf der linken Seite, so bekommt er Herzklopfen. Die meisten der Symptome und Schmerzen, besonders die des Kopfes, werden durch Schlaf gebessert. Tagsüber ist er schläfrig, erholt sich aber nach einem kurzen Schlaf rasch.

Literatur
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