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Arznei des Monats

erstellt von Maria Steinbeck, Eschenbach (vgl. Literaturliste unten)

Bryonia albaBryonia alba

Bryonia alba, die weiße Zaunrübe, ist ein an Hecken und Zäunen emporkletterndes, rauhhaariges Kürbisgewächs mit einer Rübenwurzel. Von der starken Bodenverankerung der Pflanze läßt sich leicht auf die Bodenständigkeit und die Verwurzelung des Bryonia-Patienten schließen. Wie sich die Staude trotz ihrer massiven Wurzel noch auf stärkere Pflanzen oder Zäune stützt, findet der Bryonia-Patient seinen größtmöglichen Halt in der Lebenssicherung durch materielle Werte.

Zur Herstellung des homöopathischen Mittels wird die frische Wurzel verwendet.

Leitsymptome

< durch Bewegung

Scharfe, stechende Schmerzen

Trockenheit innerer Teile (bes. Schleimhäute, Serosa, Synovia)

> Druck

> Liegen auf den schmerzhaften Teilen

< durch Wärme, Hitze

> durch Kälte

Durst auf große Mengen kalter Flüssigkeit
 
 

Verschlimmerung durch Bewegung ist bei vielen Mitteln und bei vielen Patienten vorhanden. Wenn ein Organ oder Körperteil entzündet und empfindlich ist, ist es ganz natürlich, daß Bewegung darin Schmerz hervorruft. Diese Modalität wird bei Bryonia zum großen Charakteristikum, nicht nur, weil sie sich beim geringsten Symptom des Patienten auswirkt, sondern auch, weil der Patient so auffallend durch Bewegung beeinträchtigt wird, daß die geringste Lageveränderung, auch die eines entfernteren Körperteils, seine Schmerzen verstärkt. Bryonia steht an der Spitze aller Arzneimittel, die Verschlimmerung durch Bewegung zeigen.
 
 

Scharfe, durchbohrende oder stechende Schmerzen herrschen vor, egal ob es sich bei dem Fall um kongestiven Kopfschmerz, Meningitis, Neuralgie, Lungenentzündung, Rippenfellentzündung oder Gelenkentzündung handelt.

Der stechende Charakter der Bryonia-Schmerzen ist ein Schlüsselsymptom. Oft ist die rechte Seite stärker betroffen. Jede kleine Bewegung kann den Schmerz hervorrufen oder verschlimmern. Eine weitere Verschlimmerung finden wir nachts gegen drei Uhr und nach dem Essen. Ruhe, fester Druck, kalte Anwendungen und kalte Getränke bessern den Zustand.
 
 

Trockenheit innerer Teile paßt nicht nur auf die Unterdrückung von Sekretion der Schleimhäute, sondern genauso auf die von serösen Oberflächen. Bryonia hat gerade da seine Hauptangriffspunkte. Seröse Haut finden wir im Kopf (das Gehirn ist damit überzogen), in der Brust (Lungen- und Rippenfell), im Bauch (Bauchfell) und in den Gelenken, die damit ausgekleidet sind.

Die Schleimhaut von Bryonia ist ausgesprochen trocken. Die Absonderung stoppt, und der Patient hat intensiven Durst auf große Mengen kalter Getränke. Trotzdem ist der Urin spärlich und es kommt zu Verstopfung.
 
 

Druck bessert, weil er Bewegung verhindert oder den Zufluß des Blutes zu den kongestionierten Teilen erschwert. Deshalb liegt der Patient, der an einer Lungenentzündung, Rippenfellentzündung, Blinddarmentzündung oder an einer rheumatischen Gelenk- oder Muskelerkrankung (mit Bryonia-Symptomen!!!) leidet, auf der erkrankten Seite.

In diesem Punkt unterscheidet sich Bryonia grundlegend von Belladonna (beides Entzündungsarzneien). Belladonna kann nicht den geringsten Druck ertragen, bei Bryonia werden die Beschwerden durch Druck besser.

Allgemeines

Bryonia ist ein sehr langsam wirkendes Mittel, genau wie die Beschwerden von Bryonia sich langsam entwickeln. Es sind mehrere Tage, an denen der Kranke sich nicht wohl fühlt, abgeschlagen und müde ist, nicht angesprochen sein will, sich nicht rühren mag, und all das in zunehmendem Maße. Häufig sind die Patienten von kräftigem Naturell mit straffen Muskeln. Sie neigen zu Zorn und Wut, sie sind reizbar und lassen sich von Nichtigkeiten aus der Ruhe bringen.

Kopfschmerz

Bei fast allen akuten Erkrankungen findet sich der Kopfschmerz. Er kann aber auch allein auftreten. Oft erwacht der Patient morgens mit einem kongestiven (Blutfülle) Schmerz im Hinterkopf, über den Augen, oder beiden Stellen zugleich, mit Ausdehnung bis zum Nacken, Schultern und Rücken. Der Schmerz wird durch Druck besser, während Wärme und die leiseste Bewegung, selbst Augenbewegung, verschlimmern. Das Gefühl, als wollte der Kopf platzen, zwingt den Kranken, sich völlig still zu verhalten. Licht und ein warmer, geschlossener Raum sind sehr quälend für das Bryonia-Kopfweh. Diese Kopfschmerzen können die Folge von Sonnenhitze oder Überhitzung irgendwelcher Art sein. Sie können viele Beschwerden begleiten, z.B. Magenstörungen, Verstopfung und Fieber.

Fieber

Es entwickelt sich langsam. Frost mit innerer Hitze bei heißem Kopf und saueren Schweißen. Der Puls ist voll und hart, das Fieber hoch und der Schlaf unruhig. Großer Durst auf kalte Getränke, die in großen Mengen auf einmal, aber in größeren Zeitabständen getrunken werden, ist typisch für dieses Mittel.
 
 

Schnupfen und Husten

Bryonia ist eines der Hauptmittel bei Atemwegserkrankungen. Der Patient ist empfindlich gegenüber Zugluft und erkältet sich leicht. Das Ergebnis kann Durchfall, Lungenentzündung, Bronchitis oder Schnupfen sein. Die ersten Symptome eines Bryonia-Schnupfens sind dumpfer Kopfschmerz, Niesen, Rötung der Augen, Tränenfluß und evtl. Schmerzen im Nasenbein. Die Nasenschleimhaut ist trocken, das Sekret wenig, zäh und gelblich. Innerhalb einiger Stunden steigen die Beschwerden nach unten und rufen Rauhigkeit und Trockenheit des Halses sowie Heiserkeit hervor. Häufig sind auch Magenbeschwerden und Verstopfung vorhanden.

Die normale Verlaufsrichtung einer Erkältung ist von oben nach unten absteigend. Dies trifft besonders auf Bryonia-Erkältungen zu, und eine frühzeitige Verabreichung des Arzneimittels wird die Entzündung aufhalten und die Brustorgane schützen.

Der Husten ist trocken und quälend. Bei jedem Hustenanfall hält der Kranke unwillkürlich den Kopf oder unterstützt mit seinen Händen den Brustkorb, denn der Druck erleichtert. Er hat das Gefühl, als ob er die Lungen ausdehnen müsse, aber jeder Versuch wird von scharfen, stechenden Schmerzen begleitet. Immer wenn ihm heiß wird oder er einen warmen Raum betritt, beginnt der Husten aufs Neue.

Die trockene Form der Lungenentzündung, bei der die entzündeten Oberflächen bei jedem Atemzug aneinander reiben, ruft die typischen stechenden Schmerzen hervor.

Auch Kalium carbonicum hat bei Lungen- und Rippenfellentzündung diese heftigen stechenden Schmerzen in der Brust. Bei Bryonia treten die Schmerzen nur bei Bewegung (beim Atmen) auf, während die von Kalium carbonicum atemunabhängig sind.

Mund, Magen Verdauung

Wie schon erwähnt, findet sich an allen Schleimhäuten die typische Austrocknung mit den entsprechenden Problemen: Trockene, blutende Lippen, trockene Zunge mit weiß bis bräunlichem Belag, bitterer Geschmack oder Verlust des Geschmacksinns. Magenschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen nach dem Essen zwingen den Patienten, ruhig zu liegen.

Die außerordentliche Trockenheit der Darmschleimhaut führt zu passiver Verstopfung ohne Stuhldrang. (Durchfall tritt überwiegend in der warmen Jahreszeit auf, wenn im erhitzten Zustand Kaltes getrunken wird, oder nach dem Genuß von sauren Früchten.)

Rheuma

An den betroffenen Gelenken ist die Haut gespannt, glänzend, heiß und dick. Obwohl Wärme allgemein verschlimmert, bildet der Rheumaanfall eine Ausnahme. Örtliche Wärme z.B. ein warmer Umschlag, lindert die Beschwerden.

Bryonia ist eines der wenigen Mittel, die eine ausgeprägte Entzündung des Muskelgewebes produzieren. Daher ist es das Similimum bei Schmerzen, die in Ruhe wie gequetscht sind und bei Bewegung stechend werden. Es wird oft bei Lumbago angewendet. Trotz der Schmerzhaftigkeit der Rückenmuskulatur ist starker Druck eine große Erleicherung.

Masern - Scharlach

Bryonia ist eines der Heilmittel bei Masern oder Scharlach, wenn sich der Ausschlag langsam entwickelt oder wieder zurückgetreten ist und sich alarmierende Symptome einstellen. Heftiger Kopfschmerz, Schläfrigkeit und plötzliche Schreie zeigen eine beginnende Meningitis an. Die scharfen, stechenden Schmerzen, die in Intervallen wiederkehren, besonders wenn das Kind bewegt wird, sind charakteristisch für das Mittel. Das Gesicht ist blaß oder abwechselnd blaß und rot. Die Zunge in der Mitte weiß, der Mund und die Lippen trocken, Wasser wird mit Begierde in langen Abständen getrunken, evtl. wieder erbrochen. Wenn die Hirnsymptomatik durch Zurückgehen eines Hautausschlages verursacht wurde, wird Bryonia den Ausschlag wieder hervorbringen. Ein sehr charakteristisches Symptom in solchen Fällen ist eine kauende Bewegung des Kiefers.

Zusammenfassung:

Patient mit heftig stechenden Schmerzen, die durch die geringste Bewegung, besonders durch Aufsetzen verschlimmert, durch Druck aber gebessert werden, mit weißer Zunge und großem Durst nach kaltem Wasser, sehr reizbar, ärgerlich und zornig, wobei sich sein Leiden noch verstärkt, wenn er seelisch oder körperlich gestört wird, der im Delirium nach Hause gehen will, auch wenn er schon zu Hause ist, dessen Träume oder Delirien sich um die Erledigung von Tagesgeschäften drehen: dann Bryonia. (Tyler)

 

Literatur


 


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