Das Horoskop der Stadt Freiburg i. Breisgau Teil 2


D:

Der Vortrag heute soll eine Weiterführung des letzten Vortrages "Freiburg astrologisch gesehen" sein, eine Vertiefung der astrologischen Betrachtung Freiburgs. Damals sind wir ja durch die Innenstadt Freiburgs gegangen und haben geschaut, wo welche Tierkreiszeichen liegen. Heute will ich das erweitern und will darüber einen Vortrag über die ganze Stadt Freiburg halten. Also ich will alle Stadtteile einbeziehen und auch einmal überlegen, ob man das Horoskop der Stadt Freiburg selbst eruieren kann, ob es eine Möglichkeit gibt, dieses zu bestimmen.

Beim letzten Vortrag kam ich zu dem Schluß, daß Freiburg höchstwahrscheinlich einen Löwe-Aszendenten hat und außerdem möglicherweise eine Steinbock-Sonne. Das wäre eine Überlegung und könnte von anderer Seite jetzt noch einmal gestützt werden. Man hat nach dem zweiten Weltkrieg, in dem der Basler Hof zerstört wurde, im einzigen Bombenangriff November 1944, da hat man dann in den Trümmern des Basler Hofes, als er wieder aufgebaut wurde - da ist jetzt das Regierungspräsidium drin - da hat man in den Trümmern des Basler Hofes eine Bleikapsel gefunden und auf der Kapsel waren diese Zeichnungen.





Abbildung 1 Bleikapsel (für Großdarstellung anklicken)


Es handelt sich einmal auf der einen Seite der Kapsel um einen Löwen, der ein Stadttor oder etwas Ähnliches trägt und auf der anderen Seite handelt es sich um eine Schlange, die ein Horoskop als Unterlage hat. Es handelt sich dabei um ein rechteckiges Horoskop, wie es damals im Mittelalter gezeichnet wurde. Da gab es dann in einer astrologischen Zeitschrift, nämlich in der Kosmobiologie vom Januar 1959 in der Ausgabe Nr. 4, da gab es einen Artikel zu diesem Bauamulett, also eine Art Amulett, was man beim Bau dazu tut, um gute Geister günstig zu stimmen oder eben böse Geister abzuwehren. Da hat man also dieses Bauamulett in Freiburg gefunden und Ebertin schreibt nun dazu unter dem Titel "Rätsel um das Bauamulett in Freiburg" folgendes:

"Der Fund aus den Trümmern des Basler Hofs in Freiburg, ein geheimnisvolles Horoskop und umgekehrte Symbole. Beim Wiederaufbau des "Basler Hofes", fand man in den Trümmern eine gut erhaltene kleine Bleibüchse mit reichen Verzierungen. Gelehrte des In- und Auslandes haben bisher vergeblich versucht, die Bestimmung des handtellergroßen Fundstückes und den Sinn der offenbar symbolischen Verzierung zu erklären. Denn es stellte sich heraus, daß in Europa kein zweites Stück dieser Art bekannt ist. Die Bleibüchse wurde bei einem eingestürzten Mauerstück des Basler Hofs entdeckt. Da sie keinerlei Beschädigung aufwies, ist anzunehmen, daß sie an jener Stelle eingemauert gewesen war. Die Kapsel war leer, aber Boden und Deckel tragen zahlreiche astrologische Zeichen und auf dem Deckel ist deutlich ein Horoskop derart zu sehen, wie man es im Mittelalter zu zeichnen pflegte. Außerdem trägt der Deckel eine plastisch gearbeitete Schlange, die sich über die ganze Breite des Gefässes hinschlängelt und im Maul ein Kind trägt, das ebenfalls sorgfältig und künstlerisch ausgearbeitet ist. Auf dem Boden der Büchse hebt sich reliefartig ein Löwe ab, der ein mit Türmen und Zinnen verziertes Stadtmauerstück trägt."

Das sind also die zwei Seiten dieser Bleikapsel. Soweit erst einmal diese Information und dazu muß man wissen, daß der Basler Hof erbaut wurde zwischen 1480 und 1500 von Kanzler Konrad Stürtzel von Buchheim, der damals das Stadthaus erbaut hat. Der Basler Hof war das Stadthaus, er hat das Gebiet um den Basler Hof erworben und da standen ehemals sieben Häuser darauf und die sind dann zum Zweck des Neubaus abgerissen worden. Es ist möglich, daß die Bleikapsel damals in den Basler Hof, als er gebaut wurde, eingemauert worden ist, oder es gibt die andere Möglichkeit, daß diese Bleikapsel damals aus einem der Häuser, die abgerissen wurden, zum Vorschein kam und daß sie wieder neu eingemauert wurde, weil diese Kapsel möglicherweise etwas Altes oder recht Wichtiges war, was bewahrt werden sollte. Man kann es natürlich heute nicht sagen, ob es damals direkt eingemauert wurde oder nicht. Die Vermutung, die jetzt naheliegt, ist natürlich klar: Diese Bleikapsel zeigt das Horoskop des Basler Hofes. Wir werden später noch sehen, daß es nicht der Fall ist, weil das Horoskop nicht aus der Zeit stammen kann, als der Basler Hof erbaut wurde, weil es auf keinen Fall eine Gestirnung zwischen 1480 und 1500 zeigt.

Ungefähr 100 Jahre später hat der Basler Hof dann auch seinen Namen erhalten, und zwar im Zuge der Reformation in der Schweiz, insbesondere in Basel, durch die das katholische Domkapitel vertrieben wurde und dieses fand dann sein Exil in Freiburg, so daß dadurch der Basler Hof dann seinen Namen erhielt. Jetzt sind also verschiedenste Vermutungen über diese Bleikapsel geäußert worden, nämlich was das Ganze bedeuten könnte, was die Symbole darauf bedeuten könnten oder die Herkunft und der Sinn der ganzen Sache. Die erste Vermutung war, daß die Bleibüchse damals in den Neubau Stürtzels eingemauert wurde als Bauamulett. Dann hat man natürlich auch darüber spekuliert, was die Tiere auf der Bleikapsel selbst bedeuten könnten. Da hat man dann überlegt, es könnte evtl. ein Tier sein, was auf Stürtzels Wappen zu sehen sei. Das ist aber nicht der Fall, weil auf Stürtzels Wappen, also auf dem Wappen des Erbauers des Basler Hofes, ein aufgerichteter Greif zu sehen ist. Dann hat man die Schlange selbst in Verbindung gebracht mit dem Mailänder Wappen, weil das Mailänder Wappen hat eine sehr große Ähnlichkeit mit der Abbildung der Bleikapsel, und zwar besteht das Mailänder Wappen darin, daß man eine Schlange abgebildet sieht, die allerdings einen Mann, manchmal auch ein Kind, in der Regel aber einen ausgewachsenen Menschen und zwar einen nackten Menschen im Maul hält. Auf der Bleikapsel ist es eine Schlange mit einem kleinen Baby. Jetzt fragt man sich natürlich, welche Verbindung hat Mailand mit dem Basler Hof und der Bleikapsel ? Es wurde damals gefunden, daß das lombardische Adelsgeschlecht Visconti, nämlich genauso wie die Mailänder auch, damals so ein Wappen hatte, nämlich mit einer Schlange, die einen Menschen im Maul hatte. Gerade im Jahr 1276 - und es könnte sein, daß das Horoskop evtl. diesen Zeitpunkt andeutet - ist ein Visconti Papst geworden. Also wäre die Vermutung naheliegend, die haben damals die Papstkrönung oder Ernennung möglicherweise in dieser Bleikapsel verewigt und diese Bleikapsel dann später in das Haus eingebaut. Jetzt hat der Reinhold Ebertin, der diesen Artikel in der Kosmobiologie geschrieben hat, diesen Zeitpunkt nachgerechnet und er kam tatsächlich auf das Jahr 1276. Dann hat man weiter gemutmaßt, wenn das Wappen mit dem Papst zu tun hatte, mit dem Papst Visconti, der damals Papst wurde, und mit diesem Zeitpunkt, dann könnte man ja also sagen: Der Papst Visconti hatte in seinem Wappen eine Schlange, also würde die Schlange dem Papst entsprechen. Der Löwe wiederum könnte seinem weltlichen Gegenspieler entsprochen haben, nämlich Rudolf von Habsburg, so daß also praktisch diese zwei Seiten der Bleikapsel so eine Art sinnbildliches Gegenspiel der damaligen Kräfte symbolisiert haben: Da war einerseits der Kaiser und andererseits der Papst. Es ist auch so, daß Rudolf von Habsburg tatsächlich einen Löwen in seinem Wappen geführt hat. Das war also die Vermutung, als man diese Sache noch nicht richtig untersucht hatte.

Es hat sich aber herausgestellt, daß fast alles, was in dieser Vermutung enthalten ist, falsch ist. Es stimmt fast nichts in dieser Vermutung. Man hat nämlich weiter nachgeforscht - das hat insbesondere der Ebertin vorangetrieben - und hat dann gefunden, daß sich im Wappen des Papstes Gregor X. - das war dieser Viscontipapst - eine leicht andere Gestalt zeigte. Er hatte zwar eine Schlange drin, aber diese Schlange war einerseits geflügelt und hatte einen Mann im Maul, der waagerecht lag, so daß also die Füße im Maul verschwunden sind und der Oberkörper sichtbar war, so daß sich daraus ein Kreuz ergeben hat. Die Füße im Maul, die Arme ausgestreckt, also ein Kreuz in der Schlange drin. Das sieht ja hier schon ganz anders aus, denn das ist ja kein regelrechtes Kreuz. Was auch gegen die These spricht, daß es den Papst darstellen könnte, ist, daß Gregor der X., der Viscontipapst, bereits 1276 gestorben ist und nicht zum damaligen Zeitpunkt zum Papst gekrönt wurde , wie man irrtümlicherweise erst angenommen hatte, und das auch nicht der Gegensatz zwischen Papst und Kaiser dargestellt wurde, weil nämlich die Beiden sich wohlgesonnen waren. Der Papst hat den Rudolf als deutschen König anerkannt und hat ihn sogar nach Rom zum Empfang der Kaiserkrone eingeladen.

Also fällt diese Vermutung flach, das kann es also nicht sein, was auf dieser Bleikapsel dargestellt wird. Es ist wahrscheinlich nicht der Gegensatz und es hat wahrscheinlich nicht einmal damit zu tun, daß da irgendwie eine Spannung von Weltlichem und Religiösem bestanden hat. Ebertin hat eine zweite Vermutung geäußert, er hat sich dann mehr vom politischen Geschehen der damaligen Zeit abgewandt und hat gesagt, es könnte auch sein, daß die Schlange eher ein Mondsymbol ist und wenn sie jetzt ein Kind im Maul hat, könnte das auf den zunehmenden Mond oder den Neumond ein Hinweis sein. Es war auch oft so, daß die Schlange damals ein Heilbringersymbol war und ein Symbol des Gottessohnes, der unsterblich ist, das war im Mittelalter üblich, das mit der Schlange so zu sehen. Im Mittelalter selbst hat man außerdem geglaubt, daß Schlangen unsterblich sind, weil sie sich häuten, d.h. sie können aus der Haut fahren und kriegen eine neue. Also Schlangen als so eine Art Unsterblichkeitssymbol und man hat das auch noch einmal zusätzlich mit dem Gottessohn in Verbindung gebracht wie auch in der Vorzeit, in ganz antiker Zeit in Ägypten z. B. man von der kosmischen Schlange, die den Namen Apop hatte, glaubte, daß sie den Sonnengott verschlingen würde. Man könnte überlegen, ob das Kind jetzt die Sonne darstellt, astrologisch gesehen entsprechen Kinder dem 5. Haus und damit der Sonne. Der Löwe im Gegensatz zur Schlange könnte das Lebenssymbol sein. Also ergeben sich zwei Deutungsmöglichkeiten daraus: Das ist der Gegensatz zwischen Sonne und Mond, Mond wäre die Schlange, Sonne wäre der Löwe. Oder aber - und was ich zunächst auch einmal für wahrscheinlicher gehalten hätte - es wäre so, daß es das Horoskop des Hausbaues ist, nicht unbedingt das des Basler Hofes, sondern vielleicht das irgendeines Hauses. Die Schlange und der Löwe könnten die Stellung der Sonne und des Mondes im Tierkreisjahr darstellen. Also das ist das, was der Ebertinartikel aussagt.

Wenn man jetzt einmal genauer hingeht und sich anschaut, was haben wir denn da eigentlich, da kommt man zu sehr interessanten Erkenntnissen, denn man kann das Horoskop einmal genauer analysieren und untersuchen, was man eigentlich auf dem Horoskop erkennen kann. Man könnte überlegen, ob der Zeitpunkt des Horoskops genauer bestimmt werden kann. Ebertin nimmt an, daß es 1276 sei. Planetenstellungen selbst entsprechen immer bestimmten Zeiten. Die Mühe habe ich mir einmal gemacht. Man muß dazu das Horoskop erst einmal von der Zeichnung her um 90° drehen, weil erst dann die astrologischen Symbole genau gelesen werden können, sonst wären sie um 90° verdreht.


Im Mittelalter war es üblich, daß man immer ein Horoskop rechteckig gezeichnet hat, das sah dann so aus, daß man also hier ein Quadrat hatte, daß man in der Mitte gekreuzt hat und dann hat man noch einmal ein Quadrat an die Seitenmitten gelegt. Manchmal ist der Innenraum auch ausgespart, dann steht das genaue Geburtsdatum und die Zeit darin.


Das quadratische Feld, was ganz links lag, wo wir normalerweise den AC einzeichnen, das war das erste Feld, das folgende war das Zweite, Drei, Vier, Fünf, Sechs, Sieben, Acht, Neun, Zehn, Elf und Zwölf, das sind dann die zwölf Felder gewesen. Man hat dann in der Regel draußen dran oder in das Feld hinein geschrieben, wo das Feld im Tierkreis genau angefangen hat.




Abbildung 5 Horoskop mit Häusern


Wenn man sich jetzt die Zeichen einmal genauer anschaut, dann kann man also schon sehr deutlich erkennen, daß z. B. hier ein Widderzeichen ist und da steht eine Zehn. Widder Zehn, das wäre das erste Feld, außerdem finden wir hier drin ein Symbol, fast wie ein altdeutsches Z und daneben so ein spitzer Winkel, daß ist das Zeichen für Jupiter. Das ist also schon recht auffallend, daneben befinden sich zwei Ziffern, das eine ist ein ziemlich scharfes Z, was der Zwei entsprechen dürfte und dahinter haben wir eine Null. Womit man annehmen könnte, daß also hier die Angabe besteht, daß das erste Haus auf 10° Widder beginnt; der Jupiter steht auf 20° und wenn da keine andere Angabe besteht, dann ist es halt Widder, weil es das erste Haus ist, es steht im ersten Haus als Widder. Das kann man recht deutlich aus dem Horoskop erkennen. Das nächste Feld wird dann schon etwas schwieriger, wir haben dann ein Zeichen, was ungefähr aussieht wie eine umgedrehte Sechs. Dann haben wir hier auch wieder ein altdeutsches Z und da unten zwei Nullen, wobei diese zwei Nullen einen leichten Schweif nach unten haben. Was könnte das heißen?

Also es ist klar, wenn das da oben der Widder ist, dann ist das da unten der Stier. Diese Symbole sind also nicht exakt wie unsere Symbole heute, sondern die sind leicht verändert. Also das ist das Zeichen für Stier, dieser eine Schweif auf der rechten Seite fehlt hier. Dieses Z heißt einfach 3° Stier. Die erste Hausspitze beginnt auf 10°, die zweite auf 3° Stier und diese zwei Nullen, die für mich auch erst keinen Sinn ergeben haben, die findet man interessanterweise auf der Gegenseite wieder, aufs 8. Haus gehend.

H:

Sind das womöglich die Mondknoten?

D:

Ja, genau. Das sieht aus, als ob das hier der Mondknoten ist. Der absteigende Mondknoten im 2. Haus, allerdings keine weitere Angabe dazu. Geht man noch ein Feld weiter, dann sieht man also hier ein Zwillingszeichen und das andere konnte ich nicht identifizieren, was es heißt. Das Zwillingszeichen im dritten Feld ist auf jeden Fall relativ deutlich zu erkennen. Wir haben so etwas wie eine Drei hier drin, daß es ein Planet ist, ist eher unwahrscheinlich und wir haben so etwas wie eine umgedrehte römische Vier. Es könnte vielleicht eine Vier sein, die Frage wäre, was diese Drei oder was dieses Symbol bedeutet, das ist allerdings sehr schwer zu erkennen. Das andere was in diesem Horoskop noch hinzu kommt, ist halt, daß diese Schlange darüber gebaut ist, regelrecht darauf geklebt oder gemeißelt oder geschmolzen, so daß teilweise Symbole aus dem Horoskop nicht richtig deutlich zu erkennen sind. Man müßte, wenn man das mal genauer wissen wollte, ins Museum gehen und sich das einmal genauer anschauen.





Gut, das wäre also das dritte Feld, das vierte Feld ist einfacher zu erkennen, da sehen wir hier auf jeden Fall erst einmal hier wieder so eine Zwanzig oder es könnte ein Z sein, evtl. auch eine Dreißig, das ist ganz schwer zu erkennen. Außerdem haben wir hier ein Zeichen, das aussieht wie ein Pfeil nach oben mit zwei waagerechten Strichen daran. Da unten haben wir noch zwei Nullen genauso wie bei den Mondknoten, die sind dann aber so verdeckt vom Kopf der Schlange, so daß man nicht viel erkennt. Dieses Symbol mit dem Pfeil, was könnte dem am ehesten entsprechen astrologisch gesehen ?

H:

Mars ?

H:

Schütze?

D:

Mars, es könnte Schütze sein, bloß wenn wir hier im ersten Feld Zwilling haben, dann ist es relativ unwahrscheinlich, daß der Schütze folgt. Es ist das Symbol für Mars.

H:

Vielleicht sind das ja auch alchemistische Zeichen.

D:

Es gibt in dem Buch von Vivian Robson names „Fixsterne“ gibt es auch diese Fixsternabkürzungen und es gibt vor allen Dingen auch diese alchemistischen Zeichen. Wir haben dann im nächsten Feld, das ist das 5. Feld, da haben wir ein Zeichen, welches so aussieht, als da ein Kreis ist und so eine Art Zwei hinten dran, dahinter dann ist ein langer Schweif, es sieht aus wie eine Neun. Es ist am Anfang jetzt auch nicht so leicht zu erklären, was es jetzt sein könnte, hat jemand eine Idee, was es sein könnte?

H:

Ein Löwe!

D:

Das ist das Zeichen, diese Zwei und diese Null, das ist eigentlich das Löwenzeichen, die 9 könnte die Gradangabe sein, nämlich 9 Grad. Jetzt fällt mir auch ein, was diese zwei Nullen da sind.

H:

Krebs.

D:

Ja genau, die zwei Nullen unter dem Mars entsprechen dem Krebs, weil wir gehen nämlich im Lauf der Tierkreiszeichen durch den Kreis durch. Widder, Stier, Zwilling, Krebs und Löwe. Das nächste Zeichen ist hier auf der Zeichnung auch etwas undeutlich zu sehen, ...

H:

Der Löwe ist im 5. Haus ?





D:

Ja, und der Widder im 1. Haus. Ich komme aber gleich noch einmal auf die Häuser zu sprechen, da ist nämlich so ein bestimmtes Problem, was man nicht so ohne weiteres lösen kann. Hier im 6. Haus haben wir folgendes; und zwar sieht es so aus, es sind drei Zacken, das ist ganz eindeutig das Jungfrausymbol und hinten dran ist wieder dieses Z, das ist eine Drei, also 3° Grad Jungfrau ist die Hausspitze vom 6. Haus. Jetzt kommen wir auf das 7. Haus und interessanterweise, also hier kann man ganz deutlich erkennen was es ist, man kann also mit dem bloßen Auge erkennen, was es eigentlich ist, man kann es eigentlich fast schon mit dem bloßen Auge sehen.

H:

Saturn ?

D:

Das ist Saturn und es steht auch eine Gradangabe dabei, das ist 20° Grad, ziemlich identisch mit der Widderangabe und oben dran haben wir die Waage, auch ziemlich deutlich zu erkennen, Zehn. Wir sehen, das ist genau das Komplementärhaus zum 1. Haus, der Descendent, es fängt bei 10° Grad Widder an und der Saturn ist exakt auf 20° Grad Waage, d.h. Jupiter und Saturn stehen in dem Horoskop in Opposition, und zwar in gradgenauer Opposition, die stehen sich genau gegenüber. Das ist auch genau der Anhaltspunkt, an dem man dieses Horoskop eindeutig zeitlich zuordnen und identfizieren kann. Man kann nämlich in der Zeit zurückgehen mit Ephemeriden und kann fragen, zu welchen Zeitpunkten haben Jupiter und Saturn eine gradgenaue Opposition zueinander gehabt ?

H:

Und zwar in genau diesen Zeichen.

D:

Und zwar exakt in Widder und Waage. Das nächste Haus. Das 8. Haus haben wir noch nicht besprochen, es sieht aus wie ein M, es entspricht dem Skorpion und hat auch eine Drei, genau wie das Komplementärhaus Nr.2, das Zweite hat auch einen Stier mit einer Drei, sie liegen sich genau gegenüber. Das zweite Haus liegt auf 3° Grad Stier und das 8. Haus auf 3° Skorpion und nun kommen wir ins 9. Haus, da haben wir den Schützen, das Symbol ist auch relativ eindeutig zu erkennen. Neben dem Schützen haben wir wieder diese Angabe, die wir unten auch finden. Hier unten ist es eher so eine umgedrehte römische Sechs, hier oben ist es mehr so eine 14, also es ist ein Strich oder sieht so aus, die haben damals die mittelalterlichen Zahlen noch etwas anders gemalt als wir, der Stil hat sich also verändert. Ich vermute fast, daß es eine 14 darstellen soll, was allerdings immer noch nicht erklären würde, was da unten im 3. Haus diese Drei darstellt, das kann ich immer noch nicht sagen. Vielleicht stellt es den Mond dar. Dann kommen wir ins nächste Haus und das ist wieder sehr schade, weil das kann man kaum erkennen. Wir haben da mehrere Symbole angeordnet, die direkt durch die Schlange überdeckt sind. Was man sehen kann ist folgendes und das male ich vielleicht auch noch einmal ganz genau auf, damit man das deutlicher sieht.


Also das Horoskop selbst ist ja auch viereckig, quadratisch, das Quadrat steht auf den Spitzen und da geht also diese Schlange durch, ungefähr dergestalt, so daß die Mitte bedeckt ist. Hier an der Seite, links vor der Schlange haben wir so einen Kreis und zwei Striche, also zwei Querbalken durch einen senkrechten Strich. Bißchen oben weiter drüber haben wir einen Schweif, der so aussieht wie so ein Schreibschrift-S, dann ist hier noch eine Angabe, wobei man nicht genau weiß, es könnte eine Null sein, es könnte eine Sechs sein, oben drüber haben wir noch so ein Dreieck. Das macht jetzt fast noch am meisten Schwierigkeiten von dem ganzen Horoskop, wenn man von dem 3. Haus absieht.





H:

Der untere Teil mit den zwei durchkreuzten Strichen könnte vielleicht als Pendant zum Mars die Venus sein.

D:

Genau, es könnte die Venus, aber er könnte auch der Merkur sein. Wir können den oberen Teil des Kreises nicht sehen und ich weiß nicht ob da noch ein Bogen dran ist. Es könnte sich um Venus oder Merkur handeln und dieses Schreibschrift-S, da ist es sehr naheliegend, daß es sich um das Symbol Steinbock handelt, weil wir haben hier im Gegenhaus, im 4. Haus Krebs, dann müßte im Gegenhaus dann logischerweise der Steinbock auftauchen. Also könnte dieses Haus den Steinbock darstellen, diese Gradangabe ist undeutlich und die ist hier unten auch nicht deutlich zu erkennen. Was es theoretischerweise sein könnte, dieser Strich macht es fast naheliegend, daß es das Krebszeichen ist. Hier diese 20 könnte auch so etwas sein, hier ist allerdings die Zwei nicht ganz deutlich zu erkennen, weil die verschmilzt ein bißchen mit dem Steinbockzeichen, ist aber andererseits von der Schlange überdeckt. Das nächste Haus ist das 11. Haus, da ist wieder ein Zeichen, was relativ deutlich zu erkennen ist, ein Kreis mit einer Zwei. Hier handelt es sich jetzt um ein Gegenpaar, entweder Venus-Waage oder Venus-Merkur, wenn es Merkur war, ist es jetzt Venus. Interessanterweise kann man hier schon so etwas wie einen Halbbogen erkennen. Es wäre fast naheliegender, daß hier im 11. Haus eher der Merkur steht als die Venus. Es ist so undeutlich zu erkennen und somit ist es nicht ganz klar, wo jetzt Venus und wo jetzt Merkur steht. Auffallend ist jetzt noch das 12. Haus, das relativ eindeutig zu erkennen ist. Da haben wir so ein Zeichen das wie Fisch aussieht und da haben wir wieder 3° Grad, gegenüber zu 3° Grad Jungfrau, hier von der anderen Seite.

H:

Wo ist Sonne und Mond ?

D:

Das ist eine gute Frage, wo ist Sonne und Mond ? Die fehlen nämlich komplett auf dieser Zeichnung, und die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist die, daß nämlich die Schlange Sonne und Mond überdeckt. Die Sonne hat eigentlich fast nur die Möglichkeit entweder im 10. oder im 11. Haus zu stehen, weil Merkur und Venus sich ja normalerweise sich nicht sehr weit von der Sonne entfernen. Wenn die also da oben sind, müßte die Sonne irgendwo im 11. Haus stehen, wenn sie eingezeichnet wurde oder im 10. Haus, weil da die Schlange darüber geht. Wie haben hier allerdings auch noch ein Symbol, was von der Schlange überdeckt wird. Da ist ein Halbkreis im 11. Haus. Die Sonne könnte also da sein. Der Mond selbst könnte auch von der Schlange überdeckt sein, allerdings ist hier aber die Frage, ob die Schlange selbst vielleicht eine Sonne ist oder Mondbedeutung hat. Ebertin hatte gemutmaßt, daß die Schlange der Mond ist.

H:

Merkwürdig ist ja, daß die Schlange hinten so einen eingerollten Schwanz hat.

D:

Das ist nicht so eindeutig zu definieren, das sind also nur die klassischen 5 Planeten, Jupiter, Mars, Saturn und Venus und Merkur und die Mondknoten, die haben wir auch noch darin.

H:

Erstaunlich.

D:

Nein so erstaunlich ist das nicht, die wurden früher ja auch schon einmal eingezeichnet. Es ist schön, daß man die erkennen kann, weil das sind einfach Orientierungshilfen für die Zeitbestimmung. Also wenn ich das jetzt noch einmal so aufzeichne hier, dann sehen wir jetzt die Horoskopzeichnung, wie sie aussehen müßte, wir haben Jupiter im ersten Haus auf 20° Widder, Saturn auf 20° Waage im 7. Haus, genau in Opposition zueinander. Wir haben den Mars hier unten im 4. Haus, wobei die Gradangabe nicht ganz klar ist, es könnte 20° Grad sein, aber Krebs. Es muß nicht unbedingt Krebs sein, Krebs ist wahrscheinlich die Hausspitze. Der Mars könnte sich schon im Löwen befinden, weil die nächste Hausspitze ist ja schon auf 9° Löwe, der Mars kann sich ja zwischen Hausspitze und Hausspitze befinden, also zwischen Hausspitze Vier und Hausspitze 5. Es wäre theoretisch auch möglich, daß er hier im Löwen steht. Das nächste, was wir relativ deutlich erkennen können, sind die Mondknoten, die stehen wohl im 2. Haus, also hier ist der absteigende Mondknoten und der aufsteigende Mondknoten ist im 8. Haus, aber keine Gradangabe dabei. Die Gradangabe dürfte sich wahrscheinlich auf die Hausspitze des 2. Hauses respektive des 8. Hauses beziehen und jetzt haben wir noch Venus oder Merkur, sowohl im 10. als auch im 11. Haus. Das ist so ungefähr das was wir erkennen können, wir wissen ungefähr, hier muß die Sonne stehen. Sonne da im 10.Haus oder im 11.Haus ? Also wenn sie eingezeichnet ist, wenn sie nicht eingezeichnet ist, könnte sie theoretisch noch im 9. oder im 12. Haus. Hier haben wir die einzelnen Hauspitzen, jetzt habe ich folgendes gemacht, ich habe geguckt, ob diese Hausspitzen mit irgendeinem Häusersystem, was uns bekannt ist, übereinstimmen. Ob das jetzt Placidus, Campanus, Regiomontanus oder äquales System ist, das äquale System fällt eigentlich schon heraus, weil wir deutlich sehen, daß hier die Hausspitzen selbst, hier z. B. 10° Grad und hier 3° Grad, also müssen es inäquale Häuser sein. Die üblichen Häusermethoden, wie sie im Mittelalter verwendet wurden, die hauen nicht hin, zumal nicht in der Breite von Freiburg.

H:

Wann sind denn diese Häusersysteme entstanden?

D:

Die sind im Laufe des Mittelalters entstanden.

H:

Im 15. oder 16. Jahrhundert ?

D:

Campanus ist schon recht früh entstanden, soweit ich informiert bin, da müßte ich noch einmal nachlesen, Placidus war relativ spät, Regiomontanus kommt ja von Regiomontan. Also das wäre jetzt das, was man sich herausziehen kann, man kann sich jetzt auch noch die Symbole außen herum anschauen, das ist auch noch interessant, es ist ein bißchen kompliziert, also ich habe darin noch kein System entdeckt. Es könnte auch etwas mit alchemistischen Symbolen zu tun haben oder Geheimsymbolen oder so etwas. Zumindest haben wir ein Horoskop vorliegen, was wir ungefährt bestimmen können, nach den Häuserspitzen. Jetzt bin ich einmal hingegangen, ...

H:

Du paß einmal auf, an dem Horoskop oben rechts, da, wo das neunte Haus ist, da ist auf dem Rand eine Schleife, so wurde im Mittelalter eine Vier gezeichnet.

D:.

Das könnte also insgesamt eine 14 sein. Und das hier, dieses Z und dieses S könnte eine 25 sein.

H:

Daß das also noch zum Horoskop gehört?

D:

Ja, das wäre eine Möglichkeit, wobei die Frage ist, was zeigt es denn an. Die Spitzen sind ja schon durch die Gradangaben hier determiniert, das Zeichen hier oben genau an der Spitze, das dürfte Skorpion sein.

H:

Aber das ist keine Gradzahl.

D:

Es ist keine Gradzahl, wir haben hier nur 14 Skopion und dann haben wir noch eine Zahl, nämlich eine 24. Aber was bedeutet das, das ist hier die Frage, schwer zu erklären. Das hier ist so eine Art 1 oder .., ja es könnte eine 1 sein, Zwilling 25. Es könnte also eine gradgenaue Angabe sein, möglicherweise hier vom 12. Haus, das würde aber keinen Sinn bringen, weil das 12. Haus keine große Wirkung hat. Man würde hier das erste Haus angeben oder das 10. Haus oder das 7. Haus oder so etwas, vielleicht sind das ja auch Angaben dafür, dann aber ist wiederum die Frage, wie kommt der Zwilling zum Fisch, der Skorpion steht bei dem Skorpion und der Löwe steht hier beim Zwilling und der Fisch steht auf der Gegenseite. Das würde aber dem Horoskop gar nicht entsprechen, welche Punkte sind hier denn angzeigt. Dann haben wir diese Kreuze, da frägt man sich dann, was bedeuten diese Kreuze? Sind das vielleicht sensitive Punkte oder was für eine Bedeutung haben die? Das kann man schwer erklären, man müßte genau wissen, wie derjenige, der das Horoskop erstellt hat, gearbeitet hat.

H:

.....steht hier genau an den Kardinalachsen.

D:

Ja, aber nicht kardinal, die Kardinalachsen fangen ja hier an, das ist ja die Kardinalachse 1 und die Kardinalachse 4, also hier die Spitzen je- weils und die stehen ja an den Spitzen mehr oder weniger.

H:

Ja aber die Kreuze.

D:

Ja, die stehen mehr oder weniger an den Spitzen der Kardinalachsen.

H:

Ja, aber die anderen Spitzen, die sind ja auch irgendwie herausgehoben, durch die Kennzeichen.

D:

Ja gut, ich habe versucht, den Zeitpunkt des Horoskopes zu bestimmen, ich habe mir erst einmal angeguckt, ja kann es denn sein, daß diese Angabe vom Ebertin, also 1276, ich habe mir also angeschaut, wie sieht das denn aus, für diesen Zeitraum.


Der zweite Teil des Vortrags harrt noch der Bearbeitung. Hat jemand Lust, ihn abzutippen? Einfach kurze Email. In jedem Fall führen die weiteren Überlegungen zu dem folgenden Horoskop: 1.1.1158 um 16:55 GMT in Freiburg i.Br. 7 Grad 51 Ost, 48 Grad 00 Nord.





Nachtrag Mitte 1996:


Mittlerweile haben die städtischen Verkehrsbetriebe in Freiburg, die VAG, ein neues Nachtbussystem in Freiburg eingerichtet. Sinnigerweise wurden die in der Nacht stündlich um 1.30, 2.30, 3.30 und 4.30 jeweils fünf verkehrenden Nachtbuslinien mit Planetennamen bezeichnet. Dabei ist interessant zu sehen, welcher Planetenname in Bezug auf welchen Stadtteil von Freiburg auftaucht, d.h. mit anderen Worten also, welcher Nachtbus mit welcher Planetenbezeichnung in welchem Stadtteil oder welchen Stadtteilen verkehrt.

Schön wäre es gewesen, wenn man dann, wenn das nach der Bleikapsel hypothetische Horoskop über die Stadt Freiburg gelegt hätte (d.h. MC in den Süden, AC in den Osten, DC in den Westen und so fort), die entsprechenden Planeten genau auf den Stadtteilen zu stehen gekommen wären, in denen die nach diesen Planeten benannten Nachtbuslinien verkehren. Es klappt fast, aber leider eben nur fast, denn Jupiter macht eine Ausnahme, sonst stehen alle anderen Nachtbuslinien-Planeten(namen) tatsächlich auch auf den Stadtteilen, in denen nach dem Horoskop der Stadt Freiburg auch tatsächlich der Planet steht ! Und zwar wie folgt:


Venus:

Freiburgs Westen, Hochdorf, Landwasser, Umkirch, Paduaallee. Die Venus steht im Bleikapselhoroskop tatsächlich annähernd am Deszendenten (Westen).


Merkur:

Freiburgs Mitte, Paduaallee, Stühlinger, Altstadt, Haslach, Weingarten. Der Merkur steht in der Nähe der Venus im sechsten Haus in unmittelbarer Konjunktion mit der Sonne.


Saturn:

Freiburgs Norden, Altstadt, Neuburg, Herdern, Zähringen, Wildtal, Gundelfingen. Saturn steht als einziger Planet im Bleikapselhoroskop tatsächlich im vierten Haus dem IC (Norden) am nächsten.


Jupiter:

Freiburgs Osten, Altstadt, Wiehre, Littenweiler, Ebnet, Kappel. Hier geht die Rechnung leider nicht auf. Da nur der Mars am Aszendenten steht, „müßte“ eigentlich diese Linie Mars-Linie heißen. Vielleicht waren dies auch die ursprünglichen Planungen, aber man ist dann schließlich auf den Namen „Jupiter“ ausgewichen ?

Pluto:

Freiburgs Süden, Altstadt, Wiehre, Merzhausen, St.Georgen, Haslach. Der Pluto steht im 11. Haus in südlicher Richtung.