Aus der Zeitschrift Kosmobiologie, Okt. 1949, 16. Jahrgg. (Hrsg. von Reinhold Ebertin)


Ernst Günther Paris, Bergen:


Der "Fall Gröning" / Heiler, Heiland oder Hochstapler?


Laut Angabe des Verfassers wurde das Kosmogramm berechnet nach Unterlagen von Gröning selbst, wonach er geboren ist am 30. 5. 1906 um 5 Uhr 2 Min. in Danzig.


Durch die Tageszeitungen laufen Sensationsmeldungen, die nicht enden wollen. Kaum vergeht ein Tag, an dem nicht in dem einen oder anderen Blatt Stellung genommen wird für oder gegen die erstaunlichen Heilungen des „Wunderdoktors“ Bruno Gröning.


Psychiater, Psychologen, Ärzte, Heilpraktiker, Journalisten und nicht zuletzt die Polizei haben sich diesem Phänomen zugewandt und lassen diesen seltsamen Mann nicht mehr aus dem Auge, um sich sachlich und unsachlich, fachlich und sensationslüstern mit den Erfolgen Grönings auseinanderzusetzen.


Die Psychiater streiten darüber, ob Gröning eine außergewöhnliche Erscheinung ist, die außerhalb jeder Norm steht. (Aber wo liegt die Norm?) Die Psychologen weisen nach, daß zu allen Zeiten Wunderdoktoren von sich reden machten und die Menge in ihren Bann zogen. Die Ärzteschaft sieht mit skeptischer Miene auf jene unwissenschaftlichen Praktiken, die zum Teil mit seelischer Beeinflussung erklärt werden. Die Heilpraktiker, die rein äußerlich betrachtet, für Gröning noch „kollegiale“ Sympathien aufbringen könnten, sind ebenfalls ratlos. Wir leben im Zeitalter der Kollektive, und man weiß nicht, wie man diesen, in keinem Berufsverband organisierten Heiler einordnen soll. Die Journalisten beuten die widersprechenden Meinungen weitgehend aus und tragen auch nicht gerade zur Klärung der Sachlage bei. Die Polizei ist grundsätzlich dagegen, „denn sie folgert messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.“


Tatsache bleibt: Gröning heilt Kranke. Er läßt Lahme gehen und macht Blinde wieder sehend. Er heilt — mit seinen eigenen Worten — ohne jegliche medizinische Kenntnisse und vertraut allein auf seine ihm von Gott gegebene Heilbegabung. Mit ihm vertrauen auf sie unzählige Kranke, die seine Hilfe anrufen.


Wir erweisen uns und auch Bruno Gröning keinen Dienst, wenn wir die um ihn entbrannten Streitfragen noch um einige vermehren. Bei vorsichtiger Prüfung dürfen wir zu dem Schluß kommen, daß die sensationellen Presseberichte dazu geneigt machen, den Fall Gröning zu überschätzen, andererseits wollen wir eine vielleicht vorhandene „besondere“ Heilbegabung auch nicht unterschätzen.


Es ist auch heute in unserem sogenannten aufgeklärten Zeitalter — so, daß bisweilen noch „Zeichen und Wunder“ geschehen, wenn wir auch im allgemeinen dafür blind geworden sind. Ursächlich gründet die Stumpfheit unseres Denkens in der überzüchteten Zivilisation, die alles Organische in einen Mechanismus umfälscht.


Gewiß ist Gröning eine jener Ausnahmen wie sie bisweilen auftauchen. Man muß nun nicht gleich von einem Extrem in das andere fallen und jenen Sektierern folgen, die aus der Heilbegabung eine Messiasbotschaft ableiten wollen. (Da Grönings erlernter Beruf Zimnermann ist, haben jene Kreise eine Beziehung konstruiert, die wir hier unbeachtet lassen können)

Die Gegner Grönings wittern Scharlatanerie. Dagegen stehen die von ihren Leiden Geheilten. Diejenigen, die alle Erfolge auf die Autosuggestion der Heilungsuchenden zurückführen wollen, müßten immerhin anerkennen, daß Gröning eine beachtenswerte „Kraft ausstrahlt“, um derartige seelische Beeinflussungen zu bewirken.


Heiler o d e r Arzt?


Wer kann heute aufstehen und behaupten, daß die gegenwärtig angewandte schulwissenschaftliche Behandlung von Krankheiten die allein selig machende ist? Wir unterscheiden heute Arzt und Mediziner. Noch fein empfindende Ohren trennen mit diesen beiden Worten den Berufsstand des Heilers in zwei Richtungen auf. Der Mediziner ist ein Mann, erfüllt mit allen erforderlichen wissenschaftlichen Kenntnissen, die aber allein gesehen noch nicht den Arzt ausmachen. Vom Arzt wird noch etwas mehr verlangt. Die medizinischen Kenntnisse sind auch für ihn eine Voraussetzung, hinzu kommt aber die menschliche Vertrauensbasis, jene seelische Schwingung von Mensch zu Mensch, ohne die letzten Endes keine Heilung gefördert werden kann.



Der Begriff des Heilers ist vollkommen aus dem Denken des modernen Menschen ausgelöscht. Am Beginn der menschlichen Kulturentwiciuung stand er als Priester und Arzt in einer Person. Die magisch-priesterliche Bindung ging diesem Berufsstand verloren, an ihre Stelle traten andere Bindungen, die den seelischen Kontakt des Patienten zu seinem Heller gänzlich zu zerstören drohen: Krankenschein, chemische Industrie, Apparaturen und Geräte.

Im tiefsten Inneren eines jeden Menschen — und Kranke empfinden noch subtiler — lebt die abgrundtiefe Abneigung gegen eine mechanische Behandlung, wie sie leider in immer erschreckenderem Umfang heute geübt wird.

Es ist daher allzu verständlich, daß sich die Kranken um so williger jenen Menschen anvertrauen, in denen sie das verlorene priesterliche Wirken wittern — auch dann, wenn es sich in Wahrheit als nicht vorhanden erweist.

Wenn im vorliegenden Fall eine Gabe da ist, die Gröning zu einem Heller macht, daan müssen wir hoffen, daß er sich der Verantwortung bewußt ist, die ihm damit auferlegt wurde. Ist sie nicht vorhanden, wird Gröning die Zahl jener „Wunderdoktoren“ mehren, die leider auch Legion geworden sind.

Wir fragen das Kosmogramm

Ein Kosmogramm verrät die Anlagen eines Menschen, nicht aber das, was der Mensch aus diesen Anlagen macht. Die erste Frage, die immer wieder gestellt wird, lautet: „Hat Gröning ungewöhnliche Kräfte?

Es steht gar nicht einmal fest, ob ungewöhnliche Kräfte erforderlich sind; wahrscheinlich sind wir alle mit den gleichen Kräften beschenkt, die nur durch die individuelle Lagerung und Wirkung in uns andere Ergebnisse zeitigen.

Der Kosmobiologe darf auf Grund der vorliegenden planetaren Konstellationen auf die Anlage besonderer Heilkraft schließen.

Der Mond — er wird durch die Stellung des Aszendent im Krebs, in Grönings Horoskop ein bedeutsames Gestirn —‚ astrologisch ist er der Geburtsgebieter. Seine Stellung am Imum Coeli, verbunden mit einem Sextil zum Pluto im 12. Feld gibt nach astrologischen Erfahrungen psychometrische Begabung. Die Bewertung dieses Aspektes allein dürfte aber nicht genügen, um Grönings Heilerfolge zu bestätigen. Nun steht der Pluto mit Mars in einer engen Konjunktion im 12. Feld. Das deutet auf eine ungewöhnliche Kraftentfaltung des Unterbewußten. Möglich ist, daß Gröning diese Fähigkeit auf seine Patienten überträgt, d.h. daß er durch diese Anlagen die Gabe hat, im Patienten den Willen zur Gesundung derartig zu steigern, daß so die Heilungen zustande kommen.

Bei genauerer Betrachtung des Horoskops fällt die starke Gestirnsbesetzung des 12. Feldes auf. Gröning hat damit naturgegeben eine starke Bindung an die geheimen, d. h. hier: die unterbewußten Seelenkräfte.

Auf der anderen Seite liegt in dieser Konstellation auch eine große Gefahr. Neben der gläubigen Anhängerschaft werden durch sie die Gegner wachsen und nicht ruhen, um Gröning zu Fall zu bringen. Das ist sein Schicksal. Da der Saturn aus dem Berufsfeld (10. Erdraum) mit dem Jupiter im 12. Erdraumfeld im Quadrat verbunden ist, neigt Gröning dazu, seine Kräfte zu überspannen, weshalb die Möglichkeit gegeben ist, daß er den Gegnern leichtfertig Blößen bieten wird, die seinen Sturz bewirken können.

Wie umstritten Grönings Begabung im Spiegel der öffentlichen Meinung bleiben wird, verrät uns Uranus im Felde der Partnerschaften (7. Erdraum). Uranus hat Oppositionen zu Venus und Neptun, die beide im 1. Felde stehen. Einerseits kann aus diesen Konstellationen auf ein übernormales Einfühlen geschlossen werden, andererseits führen diese Aspekte auch leicht zu Selbsttäuschungen. Ohne Zweifel kann Gröning durch reformerische, schöpferische Taten hervortreten, die aufhorchen lassen, er muß sich aber klar daüber sein, daß die Parteikämpfe nicht abbrechen, solange er die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam macht.

Gröning hat auch eine starke Suggestionskraft. Sein Horoskop verrät sogar eine Berühmtheit, die aber umstritten und umkämpft bleibt. Letzten Endes wird er sich nicht darüber glücklich preisen können.

Es wird allein von der sittlichen und moralischen Kraft Grönings abhängen, ob er die Aufgabe eines echten Heilers meistert. Die Berufung ist gegeben; er muß nun zeigen, ob er zu den Auserwählten gehört.

Das Kosmogramm läßt ein großes Reservoir an seelischer Kraft erkennen, die sinnvoll eingesetzt einen neuen Typus des Heilers schaffen kann, die aber, mißbraucht, sich nur gegen Gröning selbst richten wird, indem ihn Skandale und Verfolgungen zugrunde richten. Die Entscheidung liegt in ihm selbst.


Nachwort der Schriftleitung: Von unseren Lesern war mehrfach der Wunsch geäußert worden, auch einmal ein Kosmogramm nach anderen Methodcn gedeutet zu sehen. Dieser Wunsch ist hiermit bereits erfüllt worden. Trotzdem soll noch eine kurze Ergänzung durch Beurteilung verschiedener Halbsummen vorgenommen werden:

Mars Konjunktion Pluto bedeutet nach der KdG1 „Übermenschliche Kraft“. Mars und Pluto stehen im Quadrat zur Halbsumme Sonne/Uranus mit der Aussage „Radikaler Reformer“. Mars und Pluto stehen auch in der Achse Sonne/Venus „Schöpferische Kraft“ und in Sonne/A. „Durchsetzungskraft, sich Einfluß verschaffen, schicksalsgestaltende Umwelt“. Dabei sind Mars und Pluto auch im Trigon zu M „Durch energisches Handeln sein Ziel erreichen wollen, in seinem Beruf eine Berufung sehen.“ Demnach handelt es sich um einen radikalen Reformer, der mit ungewöhnlicher schöpferischer Kraft ausgestattet ist und sich unbedingt durchsetzen und sich Einfluß verschaffen will. Die zweite maßgebende Konstellation in diesem Kosmogramm ist die Opposition von Uranus zu Neptun, zu der sich M im Halbquadrat befindet „Beeinflußbarkeit, inneres Schauen, unterbewußte Regungen, eigenartige Interessen“. Außerdem befinden sich Uranus und Neptun im Quadrat zu der Achse Merkur/M „Beschaulichkeit, phantastische Vorstellungen, Schwärmerei, seelisch-geistige Erregbarkeit, Ehrgeiz“.

Der Jupiter befindet sich in Merkur/Venus = Mond/Venus = Neptun/M = Uranus/M „Kunst- und Formenreichtum, Empfindungsreichtum, Erfolge in der Kunst, von Glück träumen, Glück vortäuschen, alles auf eine Karte setzen, Spannungen glücklich lösen.“

Auf Grund dessen verfügt der mit ungewöhnlicher Kraft ausgestattete Reformer auch über starke unterbewußte Kräfte mit einer Neigung zur Schwärmerei und ist imstande Spannungen glücklich zu lösen. Denn bei den meisten Krankheiten, die geheilt wurden, handelt es sich um solche, die durch seelisches Leid oder „seelische Verkrampfungen“ entstanden sind, und die er durch seinen Einfluß auf das Seelenleben auch zu heilen imstande ist.

Nun entsteht noch die Frage, wodurch es Gröning gerade im Jahre 1949 möglich war, als „Wunderdoktor“ aufzutreten. Der Sonnenbogen beträgt für dieses Jahr 41 Grad 03! Das vorgeschobene Kosmogramm zeigt dann u. a. folgende Konstellationen:

Merkur v = Uranus r = Mr: Einfluß auf andere Menschen erlangen.

M v = A r = Mondknoten/M: Sich Geltung verschaffen, Berühmtheit.

Mond v = Uranus/A: Reaktion der Seele auf Umwelteinflüsse.

Sonne v = Merkur/Mondknoten: Gefühlsbetonte Verbindungen.

Sonne v = Pluto/Mondknoten: Andere zu etwas zwingen wollen oder selbst unter Zwang gestellt sein.

Sonne v = Mars/Mondknoten: Kameradschaft.

Sonne v = Jupiter/M: Lebenskünstler.

Sonne v = Mond/Saturn: Beeinflussung des Körpers durch die jeweilige seelische Stimmung.

Jupiter v = Neptun/Mondknoten: Andere ausnutzen oder sich ausnutzen lassen, Nachteile durch andere.

Jupiter v = A/M: Sich beliebt machen.

Jupiter v = Sonne/Jupiter: Gesundheit, Freude, Berühmtheit

Pluto v Merkur/Neptun: An die Nervenkraft ungewöhnliche Anforderungen stellen. Vielleicht auch: In der Masse (Pluto) Vorstellungen (Merkur/Neptun) wecken, die Masse täuschen?!

Mars v = Merkur/Neptun: Zielbewußtes Denken.

Mars v = Saturn/Pluto: Um Existenz und Leben kämpfen müssen,

Mars v = Mars/Saturn: Alles Wollen stößt auf Widerstand.

A v Mondknoten: Harmonisches Verhalten im engeren Kreise.

A v = Mars/Uranus: Aufgeregte Umwelt.

A v Uranus/Pluto: In ungewöhnliche oder unruhige Umwelt gestellt sein.

Uranus v = Mondknoten/M: Seelische Reaktionen, tiefgreifende Erlebnisse mit anderen.


Faßt man diese Deutungen zusammen, so ergibt sich daraus, daß es dem Nativen gelingt, auf andere Menschen Einfluß zu erlangen, sich Geltung zu verschaffen und „berühmt‘ zu werden, wobei er auf die Einflüsse der Umwelt (die Kranken) reagiert, gefühlsbetonte Verbindungen aufnimmt, die Menschen zu etwas zwingt, nämlich gesund zu werden, dabei auch ausgenutzt wird (durch die Anhänger, die mit Grönings Kunst Geschäfte machen), an seine Nervenkraft ungewöhnliche Anforderungen stellt und wirklich tiefgreifende Erlebnisse (Heilungen) mit anderen Menschen hat ständig in einer sehr unruhigen und ungewöhnlichen Umgebung lebt, mit seinem Wollen überall auf Wiederstand stößt und gewissermassen um Existenz und Leben kämpfen muß. Dieser Kampf dürfte jetzt noch härter und schärfer werden, wenn die verschiedenen Saturntransite eingreifen, wodurch die negative Seite seines Handelns stärker beleuchtet werden dürfte als die positive.

Gerade vor Abschluß dieser Nummer erreicht uns noch ein Augenzeugenbericht eines unserer Leser, der sehr starke Zweifel weckt, ob Gröning in Gefahr kommt oder ob Gröning eine Gefahr ist. Vom kosmobiologischen Standpunkt aus haben wir objektiv zu urteilen und hoffen in der nächsten Nummer weiteres Material unterbreiten zu können.


Egon Arthur Schmidt, Die Wunderheilungen des Bruno Gröning. Falken-Verlag Erich Sicker, Berlin, 134 5., 25 Abb. DM 4,80

- Der Verleger, der seit vielen Jahren volkstümliche medizinische Schriften herausgibt hat sich von den Vorgängen in Herford selbst überzeugt, der Verfasser gehört dem ständigen Kreis um Gröning an, so daß in diesem Buch Material geboten werden kann, das sonst nicht zugänglich ist. Wenn auch in der Hauptsache die Heilwirkungen Grönings belegt werden, so wird auch auf die Grenzen der Heilung hingewiesen. Für den Charakter- und Schicksalsforscher sind Werdegang und Eigenberichte Grönings besonders wertvoll. Dabei lassen sich mehrfach wertvolle Parallelen ziehen zwischen kosmobiologischer Untersuchung und Tatsachenbericht. „Überall konnte ich stehen und sinnen“ sagt Gröning, dazu die Deutung Neptun=Merkur/M: „Sich seinen Gedanken hingeben, Beschaulichkeit....“ Gröning sagte oft: „Ich habe nur einen wirklichen Freund, und das ist der Tod“, wobei es seine besondere Vorliebe war, Totenbetten aufzusuchen und sich auf Friedhöfen aufzuhalten. Als Parallele hierzu Mond Halbquadrat Neptun Opposition Uranus „Sich mystischen Einflüssen hingeben, sich mit dem Jenseits oder mit Toten beschäftigen. „Gröning leugnet nie das Wechselvolle seines Schicksals, was Bezug nimmt auf Jupiter Quadrat Saturn: Unbeständiges Leben mit viel Veränderungen.“ - - -

1Kombination der Gestirneinflüsse